Lot Nr. 423


Wols (Alfred Wolfgang Otto Schulze) *


Wols (Alfred Wolfgang Otto Schulze) * - Klassische Moderne

(Berlin 1913–1951 Paris)
Le Placard, ca. 1937, Aquarell und Tusche auf Papier, datiert, rückseitig bezeichnet (vermutlich von Gréty Wols)
Nr. 802 Paris 1937, 30 x 37,2 cm, ger., (PS)

Echtheitsbestätigung:
Ewald Rathke, Frankfurt am Main, 14. April 2015

Provenienz:
Grety Wols (1898-1984), Paris
Galerie Springer, Berlin, 1957
Privatsammlung, Schweiz
Villa Grisebach, Berlin, 28. November 2014, Los 535
Privatsammlung, Deutschland

Ausgestellt:
Galerie Springer, Berlin, 1957
Galerie Europe, Paris, 1961
Galerie van de Loo, München, 1968
Galerie Bonnier, Genf - Stockholm, 1971
Galerie Kornfeld, Zürich, Juni 1973

Literatur:
Laszlo Glozer, Wols Photograph, München 1973, S. 67 (Abb.)
Shiego Chiba, L’Oeuvre de Wols, Paris 1974, S. 135
Philipp Gutbrod, Wols, Die Arbeiten auf Papier, Werkverzeichnis, Heidelberg 2003, Nr. A 75 (Abb.)

„Das vorliegende Aquarell gehört zu einer kleinen Gruppe von Tuschpinselzeichnungen mit Aquarell, die in Paris vor der Deportation von Wols Anfang September 1939 in das Südfranzösische Internierungslager entstanden sein dürfte. Dass dieses Aquarell schon Anfang 1957 in der Galerie Springer in Berlin ausgestellt war (ohne Angaben von Größe, Datierung und Titel) spricht für die Authentizität. Erst 1959 tauchten in der Wols Ausstellung der Galerie Europe in Brüssel Falsifikate auf. Sie imitieren mehr oder minder direkt Aquarelle der sogenannten Stilphase des Informel bei Wols, aber keine früheren Aquarelle und Zeichnungen. Auch die Charakteristika der Zeichnungen sprechen für die Autorenschaft von Wols: die Verbindung kurzer, breiter, markanter Tuschpinsel Linien mit feinen Federstrichen. Die kräftigen Tuschpinsel-Spuren wirken spontan und dynamisch, aber sie lassen bei genauer Betrachtung erkennen, dass sie überlegt und bedächtig gezogen worden sind. Innerhalb ihres Verlaufs variiert ihre Stärke, wodurch sie nicht starr, sondern lebendig, wie durchpulst wirken.
Die Details der Komposition, Dreiecke, Parallelogramme, Kreise sind so platziert, dass sie sich nicht überschneiden, wie auch Überschneidungen durch Linien vermieden sind. Das ist für das zeichnerische Vorgehen von Wols typisch und erlaubt, die Entstehung Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Wols hat allem Anschein nach mit der Tuschpinselzeichnung begonnen, dann das Aquarell hinzugefügt und schließlich mit der Tuschfeder lineare Akzente gesetzt.
Nur in den Anfangsjahren benutzt Wols solche größeren Papierformate. Eine Entstehung von 1937 nach der rückseitigen Beschriftung, die vermutlich von Gréty Wols stammt und aus ihrer nicht immer zuverlässigen Erinnerung vorgenommen wurde, liegt bei der noch sehr freien Entfaltung des Bildaufbaus nahe. Da Wols so gut wie nie seine Werke datiert hat, bleiben Zeitbestimmungen immer Spekulation. Jedenfalls ist dieses Aquarell noch in Paris und vor der Internierung im September 1939 entstanden.“
(Dr. Ewald Rathke, 14. April 2015)

31.05.2016 - 19:00

Schätzwert:
EUR 28.000,- bis EUR 34.000,-

Wols (Alfred Wolfgang Otto Schulze) *


(Berlin 1913–1951 Paris)
Le Placard, ca. 1937, Aquarell und Tusche auf Papier, datiert, rückseitig bezeichnet (vermutlich von Gréty Wols)
Nr. 802 Paris 1937, 30 x 37,2 cm, ger., (PS)

Echtheitsbestätigung:
Ewald Rathke, Frankfurt am Main, 14. April 2015

Provenienz:
Grety Wols (1898-1984), Paris
Galerie Springer, Berlin, 1957
Privatsammlung, Schweiz
Villa Grisebach, Berlin, 28. November 2014, Los 535
Privatsammlung, Deutschland

Ausgestellt:
Galerie Springer, Berlin, 1957
Galerie Europe, Paris, 1961
Galerie van de Loo, München, 1968
Galerie Bonnier, Genf - Stockholm, 1971
Galerie Kornfeld, Zürich, Juni 1973

Literatur:
Laszlo Glozer, Wols Photograph, München 1973, S. 67 (Abb.)
Shiego Chiba, L’Oeuvre de Wols, Paris 1974, S. 135
Philipp Gutbrod, Wols, Die Arbeiten auf Papier, Werkverzeichnis, Heidelberg 2003, Nr. A 75 (Abb.)

„Das vorliegende Aquarell gehört zu einer kleinen Gruppe von Tuschpinselzeichnungen mit Aquarell, die in Paris vor der Deportation von Wols Anfang September 1939 in das Südfranzösische Internierungslager entstanden sein dürfte. Dass dieses Aquarell schon Anfang 1957 in der Galerie Springer in Berlin ausgestellt war (ohne Angaben von Größe, Datierung und Titel) spricht für die Authentizität. Erst 1959 tauchten in der Wols Ausstellung der Galerie Europe in Brüssel Falsifikate auf. Sie imitieren mehr oder minder direkt Aquarelle der sogenannten Stilphase des Informel bei Wols, aber keine früheren Aquarelle und Zeichnungen. Auch die Charakteristika der Zeichnungen sprechen für die Autorenschaft von Wols: die Verbindung kurzer, breiter, markanter Tuschpinsel Linien mit feinen Federstrichen. Die kräftigen Tuschpinsel-Spuren wirken spontan und dynamisch, aber sie lassen bei genauer Betrachtung erkennen, dass sie überlegt und bedächtig gezogen worden sind. Innerhalb ihres Verlaufs variiert ihre Stärke, wodurch sie nicht starr, sondern lebendig, wie durchpulst wirken.
Die Details der Komposition, Dreiecke, Parallelogramme, Kreise sind so platziert, dass sie sich nicht überschneiden, wie auch Überschneidungen durch Linien vermieden sind. Das ist für das zeichnerische Vorgehen von Wols typisch und erlaubt, die Entstehung Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Wols hat allem Anschein nach mit der Tuschpinselzeichnung begonnen, dann das Aquarell hinzugefügt und schließlich mit der Tuschfeder lineare Akzente gesetzt.
Nur in den Anfangsjahren benutzt Wols solche größeren Papierformate. Eine Entstehung von 1937 nach der rückseitigen Beschriftung, die vermutlich von Gréty Wols stammt und aus ihrer nicht immer zuverlässigen Erinnerung vorgenommen wurde, liegt bei der noch sehr freien Entfaltung des Bildaufbaus nahe. Da Wols so gut wie nie seine Werke datiert hat, bleiben Zeitbestimmungen immer Spekulation. Jedenfalls ist dieses Aquarell noch in Paris und vor der Internierung im September 1939 entstanden.“
(Dr. Ewald Rathke, 14. April 2015)


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 31.05.2016 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 21.05. - 31.05.2016