Lot Nr. 541


Marino Marini *


Marino Marini * - Klassische Moderne

(Pistoia 1901–1980 Viareggio)
“Danzatrice”, 1945, Bronze mit dunkelgoldener Patina, einer von drei nicht nummerierten Abgüssen, 134 x 40 x 35 cm, (MCC)

Das Werk ist bei der Fondazione Marino Marini, Pistoia unter der Archiv-Nr. 137 (29/11/2002) registriert.

Provenienz:
Der Künstler
Sammlung Nino (1889 – 1971) und Pasquarosa Marcelli Bertoletti (1896 – 1973), Rom
Privatsammlung, Italien – ebendort erworben

Ausstellungen:
Tokio, Marino Marini, The National Museum of Modern Art, April - Juni 1978 Tokio, Marino Marini, Sculture, dipinti e disegni, Station Gallery, November 1997 - Januar 1998

Literatur:
R. Carrieri, Marino Marini Scultore, Ed. del Milione, Mailand, 1948, Nr. 61 mit Abb.
U. Apollonio, Marino Marini scultore, Ed. il Milione, 1953, Tafel Nr. 58
P. Waldberg/H. Read/G. di San Lazzaro, Marino Marini, l’opera completa, Silvana edit., Mailand, 1970, Seite 141, c. sn. Nr. 194 mit Abb.
C. Pirovano, Marino Marini-Scultore, Electa, Mailand, 1972, csn. 202
G. Gentile, Marino Marini, Pomone e Nudi femminili, Mailand, 1991, Tafeln 5–6–7
Fondazione Marino Marini, Marino Marini, Catalogo ragionato della scultura, Skira, Mailand, 1998, Seite 186, Nr. 267B mit Abb.

Öffentliche Sammlungen:
Die anderen zwei Exemplare der voliegenden Bronze sind heute Teil der folgenden Sammlungen:
Fondazione Marino Marini, Palazzo del Tau, Pistoia; Tel Aviv
Museum of Art, Tel Aviv

Um das Jahr 1938 begann Marino weibliche Akte zu gestalten, die sich von den 1940er Jahren an in Richtung einer fleischigen, prachtvollen Üppigkeit entwickelten. In dieser Eigenschaft, so Marino, „kommt die Weiblichkeit mit all ihren entferntesten, immanenten und geheimnisvollsten Bedeutungen zu Tage; es ist dies eine Art unvermeidlicher Notwendigkeit, starrer Unbeweglichkeit, primitiver und unbewusster Fruchtbarkeit.“ Marinos Kunst ist in der mediterranen Antike verwurzelt. Seine weiblichen Akte sind durch Pomona, die etruskische Gottheit der Fruchtbarkeit, inspiriert, die für den Künstler das Symbol für eine harmonische, ruhige bukolische Welt wird. Marini schuf ungefähr zehn Figuren, hauptsächlich aus Bronze, darunter ein absolutes Meisterwerk aus dem Jahr 1941, das sich heute in den Uffizien befindet. Das Fehlen der Arme und des Kopfes hebt in diesem Werk die strukturell geschlossene Einheit seiner Massen hervor, die gleichzeitig grandios und weich sind, gleichsam in der Luft zu schweben scheinen. Marino Marini verbrachte die Kriegsjahre im Schweizer Exil, wo er mit Giacometti, Wotruba und Richier in Kontakt kam.

Anschließend kehrte er nach Mailand zurück und nahm sowohl seine akademische Lehrtätigkeit als auch die Lieblingssujets seiner Skulpturen – Pomona, Tänzer, Akrobaten und Reiter – wieder auf. Dabei verstärkte er seine expressiven Effekte als Zeichen nicht nur der Form sondern auch des Inhalts seiner Werke. Marini entwarf neue Volumina und klar umrissenene Formen, und verwendete dabei Materialien wie Gips, Terrakotta und Holz mit energisch bemalten, gekratzten und korrodierten Flächen.

Das Spiel der Flächen und plastischen Massen bietet mit raffinierter Sensibilität eine Lösung des Lichtproblems. So Lionello Venturi: „Strukturelle Plastizität im Inneren und atmosphärische Vibration an der Oberfläche sind beide notwendig – die eine, um dem Werk Energie zu verleihen, die andere, um Lebenskraft und Zartheit herbeizurufen.“

In den Tänzerbronzen erzielt diese doppelte stilistische Absicht Effekte außerordentlicher Qualität. Mit großer Genauigkeit hob Marco Valsecchi in seiner Präsentation des Marino Marini gewidmeten Raumes an der Kunstbiennale im Jahr 1952 gerade diesen Aspekt hervor.

Die Frauenfigur „mit wuchtigen Hüften erscheint in der harmonischen Distanz ihrer Kurven vollkommen versunken zu sein, allerdings reicht eine einfache Geste – wie beispielsweise die Bewegung eines Armes, die Beugung eines Beins, die plötzliche Drehung des Kopfes auf ein geheimnisvolles, erhabenes Geräusch zu – um die Luft rund herum in eine rhythmische Bewegung zu setzen.“

Das elegante und geheimnisvolle Detail im Falle des vorliegenden „Tänzers“ ist das fehlende Gesicht, das der Betrachter mit Hilfe seiner Vorstellungskraft nur ahnen kann.

Expertin: Maria Cristina Corsini Maria Cristina Corsini
+39-06-699 23 671

maria.corsini@dorotheum.it

09.06.2015 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 186.000,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Marino Marini *


(Pistoia 1901–1980 Viareggio)
“Danzatrice”, 1945, Bronze mit dunkelgoldener Patina, einer von drei nicht nummerierten Abgüssen, 134 x 40 x 35 cm, (MCC)

Das Werk ist bei der Fondazione Marino Marini, Pistoia unter der Archiv-Nr. 137 (29/11/2002) registriert.

Provenienz:
Der Künstler
Sammlung Nino (1889 – 1971) und Pasquarosa Marcelli Bertoletti (1896 – 1973), Rom
Privatsammlung, Italien – ebendort erworben

Ausstellungen:
Tokio, Marino Marini, The National Museum of Modern Art, April - Juni 1978 Tokio, Marino Marini, Sculture, dipinti e disegni, Station Gallery, November 1997 - Januar 1998

Literatur:
R. Carrieri, Marino Marini Scultore, Ed. del Milione, Mailand, 1948, Nr. 61 mit Abb.
U. Apollonio, Marino Marini scultore, Ed. il Milione, 1953, Tafel Nr. 58
P. Waldberg/H. Read/G. di San Lazzaro, Marino Marini, l’opera completa, Silvana edit., Mailand, 1970, Seite 141, c. sn. Nr. 194 mit Abb.
C. Pirovano, Marino Marini-Scultore, Electa, Mailand, 1972, csn. 202
G. Gentile, Marino Marini, Pomone e Nudi femminili, Mailand, 1991, Tafeln 5–6–7
Fondazione Marino Marini, Marino Marini, Catalogo ragionato della scultura, Skira, Mailand, 1998, Seite 186, Nr. 267B mit Abb.

Öffentliche Sammlungen:
Die anderen zwei Exemplare der voliegenden Bronze sind heute Teil der folgenden Sammlungen:
Fondazione Marino Marini, Palazzo del Tau, Pistoia; Tel Aviv
Museum of Art, Tel Aviv

Um das Jahr 1938 begann Marino weibliche Akte zu gestalten, die sich von den 1940er Jahren an in Richtung einer fleischigen, prachtvollen Üppigkeit entwickelten. In dieser Eigenschaft, so Marino, „kommt die Weiblichkeit mit all ihren entferntesten, immanenten und geheimnisvollsten Bedeutungen zu Tage; es ist dies eine Art unvermeidlicher Notwendigkeit, starrer Unbeweglichkeit, primitiver und unbewusster Fruchtbarkeit.“ Marinos Kunst ist in der mediterranen Antike verwurzelt. Seine weiblichen Akte sind durch Pomona, die etruskische Gottheit der Fruchtbarkeit, inspiriert, die für den Künstler das Symbol für eine harmonische, ruhige bukolische Welt wird. Marini schuf ungefähr zehn Figuren, hauptsächlich aus Bronze, darunter ein absolutes Meisterwerk aus dem Jahr 1941, das sich heute in den Uffizien befindet. Das Fehlen der Arme und des Kopfes hebt in diesem Werk die strukturell geschlossene Einheit seiner Massen hervor, die gleichzeitig grandios und weich sind, gleichsam in der Luft zu schweben scheinen. Marino Marini verbrachte die Kriegsjahre im Schweizer Exil, wo er mit Giacometti, Wotruba und Richier in Kontakt kam.

Anschließend kehrte er nach Mailand zurück und nahm sowohl seine akademische Lehrtätigkeit als auch die Lieblingssujets seiner Skulpturen – Pomona, Tänzer, Akrobaten und Reiter – wieder auf. Dabei verstärkte er seine expressiven Effekte als Zeichen nicht nur der Form sondern auch des Inhalts seiner Werke. Marini entwarf neue Volumina und klar umrissenene Formen, und verwendete dabei Materialien wie Gips, Terrakotta und Holz mit energisch bemalten, gekratzten und korrodierten Flächen.

Das Spiel der Flächen und plastischen Massen bietet mit raffinierter Sensibilität eine Lösung des Lichtproblems. So Lionello Venturi: „Strukturelle Plastizität im Inneren und atmosphärische Vibration an der Oberfläche sind beide notwendig – die eine, um dem Werk Energie zu verleihen, die andere, um Lebenskraft und Zartheit herbeizurufen.“

In den Tänzerbronzen erzielt diese doppelte stilistische Absicht Effekte außerordentlicher Qualität. Mit großer Genauigkeit hob Marco Valsecchi in seiner Präsentation des Marino Marini gewidmeten Raumes an der Kunstbiennale im Jahr 1952 gerade diesen Aspekt hervor.

Die Frauenfigur „mit wuchtigen Hüften erscheint in der harmonischen Distanz ihrer Kurven vollkommen versunken zu sein, allerdings reicht eine einfache Geste – wie beispielsweise die Bewegung eines Armes, die Beugung eines Beins, die plötzliche Drehung des Kopfes auf ein geheimnisvolles, erhabenes Geräusch zu – um die Luft rund herum in eine rhythmische Bewegung zu setzen.“

Das elegante und geheimnisvolle Detail im Falle des vorliegenden „Tänzers“ ist das fehlende Gesicht, das der Betrachter mit Hilfe seiner Vorstellungskraft nur ahnen kann.

Expertin: Maria Cristina Corsini Maria Cristina Corsini
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2015 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.05. - 09.06.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.