Lot Nr. 779


Giuseppe Capogrossi *


Giuseppe Capogrossi * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Rom 1900–1972)
Superficie 724, 1961–1972, rückseitig betitelt, datiert Sup. N. 724 (1961- 72) sowie auf dem Keilrahmen betitelt, mit 2 roten Stempeln einer Privatsammlung, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm, gerahmt

Provenienz:
Galleria Spazia Studio d’Arte, Bologna (rückseitig Etikett)
Galleria L’Isola, Roma (rückseitig Etikett, Nr. LD277) -
dort 1987 vom heutigen Besitzer erworben

Ausstellungen:
Bologna, personale, Galleria Spazia Studio d’Arte, 1985;
Rom, Tridente due-Artisti e movimenti in Italia-Libertà e invenzione del dopoguerra italiano: Burri, Capogrossi, Colla, Fontana, Galleria L’Isola, 1987;
Castelbasso, Nel segno della Materia, Juli/August 2007, Ausst.-Kat. Seite 113 mit Abb.

Literatur:
Guglielmo Capogrossi (a cura di), seconda parte del catalogo generale delle opere di Capogrossi 1967–1972, edizioni del Naviglio, Mailand, 1974, Nr. 43 mit Abb. (mit falschem Datum: 1956–1972) – Das Werk ist bei der Fondazione Capogrossi, Rom, mit der korrekten Datierung registriert.

Es passiert nicht selten, dass einige Werke von Capogrossi eine doppelte Datierung aufweisen. Nachdem er sich von der Ecole de Rome verabschiedet hatte, begann der Künstler eine Forschung, die über den Neo-Kubismus zu seiner persönlichen Form der Abstraktion führte, die vom mittlerweile berühmt gewordenen, mehrmals wiederholten und variierten Formzeichen („segno-forma“) charakterisiert ist. Auf dem Weg zu dieser Vision erfuhren einige Motive allmählich auch „Verwandlungen“ und die Kompositionen selbst wurden nachträglich, manchmal sogar viele Jahre später, im Zeichen neuer Experimente, Erlebnisse und Emotionen, die in der Zwischenzeit im Leben des Künstlers stattfanden, abgeändert bzw. vervollständigt.

Capogrossi weist einige Ausdrucksmerkmale auf, die ihn mit den Spatialisten verbinden: Das Zeichen, das sich über den Bildrand hinweg insUnendliche entwickelt, sowie das Bedürfnis, traditionelle Techniken zu überwinden, um dem Zeichen zu anderen, strahlenderen plastischenDimensionen zu verhelfen, deuten auf den definitiven Abschied des Künstler von einer als Vision aufgefassten Kunst zugunsten einer anderenKunst, die aus einer wirkungsvollen Dynamik des Raums entsteht. Capogrossis Zeichen ist allerdings nicht surrealistischen oder automatischen Ursprungs, sondern es ist ein abstraktes Zeichen: Es ist distanziert und duldet keine impulsive Flüssigkeit, umso weniger drückt es sich als Zeichen-Geste ungestümer Lebhaftigkeit wie bei Fontana aus. Es findet seinen kulturellen Ursprung in der neoplastizistischen Strömung, überwindet aber die Dynamik der rechtwinkeligen Geraden und neigt eher zu den Diagonalen und zu einer Bewegung, die nicht in einem Mittelpunkt bzw. durch Grenzen abgeschlossen wird. Capogrossis Kompositionen sind ähnlich wie Ideogramme, deren rhythmische Struktur sich kontrapunktisch artikuliert, mit Bewegungen von strengen Arabesken an der Oberfläche. Beim ersten Blick können sie einander ähnlich aussehen, da ihre Bestandteile – welche auch aus Vorbildern prähistorischer bzw. ferner Zivilisationen entstammen – immer die gleichen sind. Ganz anders ist allerdings die jeweilige rhythmische Struktur, also die Räume und Farben, mit ihrer raffinierten Farbpalette rein harmonischer, strahlender Töne.
(GUIDO BALLO, 1964)

Expertin: Maria Cristina Corsini Maria Cristina Corsini
+39-06-699 23 671

maria.corsini@dorotheum.it

26.11.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 90.000,- bis EUR 120.000,-

Giuseppe Capogrossi *


(Rom 1900–1972)
Superficie 724, 1961–1972, rückseitig betitelt, datiert Sup. N. 724 (1961- 72) sowie auf dem Keilrahmen betitelt, mit 2 roten Stempeln einer Privatsammlung, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm, gerahmt

Provenienz:
Galleria Spazia Studio d’Arte, Bologna (rückseitig Etikett)
Galleria L’Isola, Roma (rückseitig Etikett, Nr. LD277) -
dort 1987 vom heutigen Besitzer erworben

Ausstellungen:
Bologna, personale, Galleria Spazia Studio d’Arte, 1985;
Rom, Tridente due-Artisti e movimenti in Italia-Libertà e invenzione del dopoguerra italiano: Burri, Capogrossi, Colla, Fontana, Galleria L’Isola, 1987;
Castelbasso, Nel segno della Materia, Juli/August 2007, Ausst.-Kat. Seite 113 mit Abb.

Literatur:
Guglielmo Capogrossi (a cura di), seconda parte del catalogo generale delle opere di Capogrossi 1967–1972, edizioni del Naviglio, Mailand, 1974, Nr. 43 mit Abb. (mit falschem Datum: 1956–1972) – Das Werk ist bei der Fondazione Capogrossi, Rom, mit der korrekten Datierung registriert.

Es passiert nicht selten, dass einige Werke von Capogrossi eine doppelte Datierung aufweisen. Nachdem er sich von der Ecole de Rome verabschiedet hatte, begann der Künstler eine Forschung, die über den Neo-Kubismus zu seiner persönlichen Form der Abstraktion führte, die vom mittlerweile berühmt gewordenen, mehrmals wiederholten und variierten Formzeichen („segno-forma“) charakterisiert ist. Auf dem Weg zu dieser Vision erfuhren einige Motive allmählich auch „Verwandlungen“ und die Kompositionen selbst wurden nachträglich, manchmal sogar viele Jahre später, im Zeichen neuer Experimente, Erlebnisse und Emotionen, die in der Zwischenzeit im Leben des Künstlers stattfanden, abgeändert bzw. vervollständigt.

Capogrossi weist einige Ausdrucksmerkmale auf, die ihn mit den Spatialisten verbinden: Das Zeichen, das sich über den Bildrand hinweg insUnendliche entwickelt, sowie das Bedürfnis, traditionelle Techniken zu überwinden, um dem Zeichen zu anderen, strahlenderen plastischenDimensionen zu verhelfen, deuten auf den definitiven Abschied des Künstler von einer als Vision aufgefassten Kunst zugunsten einer anderenKunst, die aus einer wirkungsvollen Dynamik des Raums entsteht. Capogrossis Zeichen ist allerdings nicht surrealistischen oder automatischen Ursprungs, sondern es ist ein abstraktes Zeichen: Es ist distanziert und duldet keine impulsive Flüssigkeit, umso weniger drückt es sich als Zeichen-Geste ungestümer Lebhaftigkeit wie bei Fontana aus. Es findet seinen kulturellen Ursprung in der neoplastizistischen Strömung, überwindet aber die Dynamik der rechtwinkeligen Geraden und neigt eher zu den Diagonalen und zu einer Bewegung, die nicht in einem Mittelpunkt bzw. durch Grenzen abgeschlossen wird. Capogrossis Kompositionen sind ähnlich wie Ideogramme, deren rhythmische Struktur sich kontrapunktisch artikuliert, mit Bewegungen von strengen Arabesken an der Oberfläche. Beim ersten Blick können sie einander ähnlich aussehen, da ihre Bestandteile – welche auch aus Vorbildern prähistorischer bzw. ferner Zivilisationen entstammen – immer die gleichen sind. Ganz anders ist allerdings die jeweilige rhythmische Struktur, also die Räume und Farben, mit ihrer raffinierten Farbpalette rein harmonischer, strahlender Töne.
(GUIDO BALLO, 1964)

Expertin: Maria Cristina Corsini Maria Cristina Corsini
+39-06-699 23 671

maria.corsini@dorotheum.it


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 26.11.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.11. - 26.11.2014