Lot Nr. 241


Paolo Scheggi *


(Florenz 1940–1971 Rom)
Zone riflesse, 1964, rückseitig signiert und datiert paolo scheggi/1964 (schwer lesbar), blaues Acryl auf drei übereinanderliegenden Leinwänden, 100,5 x 100 x 7 cm

Provenienz:
Galleria Fumagalli, Bergamo
Sammlung VAF Stiftung, Frankfurt am Main, Nr. 643
MART, Museo di arte moderna e contemporanea di trento e Rovereto

Ausgestellt:
Rovereto, Un secolo di arte italiana. Lo sguardo del collezionista. Opere della Fondazione VAF/Ein Jahrhundert Italienischer Kunst. Der Blick des Sammlers. Werke der VAF-Stiftung, Mart, Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto, 2. Juli -20. November 2005, Ausst.-Kat. Skira, Mailand 2005, S. 196 mit Abb.
Karlsruhe, ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie. Materialbild. Material picture. Immagine materiale. Italia 1950 – 1965 (Rom Offene Malerei. Das Materialbild im Italien der 1950er und 1960er Jahre), 1. April - 24. August 2008, Ausst.-Kat., Silvana editoriale, Cinisello Balsamo 2009, S. 205, 291 mit Abb.
Rovereto, La magnifica ossessione, MART Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto, 26. Oktober 2012 – 16. November 2014, Ausst.-Kat. S. 138 mit Abb.
Rovereto, #collezionemart. canone contemporaneo, Mart, Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto, 28. März – 8. November 2015
Karlsruhe, Art in Europe 1945–1968. The Continent that the EU does not know, ZKM Museum of contemporary art Atria 1+2, 22. Oktober 2016 – 29. Januar 2017, Ausst.-Kat. S. 58 mit Abb.

Literatur:
L. M. Barbero, G. Dorfles, La breve e intensa stagione di Paolo Scheggi, Katalog der Ausstellung bei Galleria d‘Arte Niccoli, Parma, 23. November 2002 – 22. Februar 2003, n. PS044, S. 156 mit Abb.
K. Wolbert, Idiome der Materialsprache in der Italienischen Kunst / Idiomi del linguaggio materico nell’arte italiana / Idioms of Material Language in Italian Art, in P. Weibel (Hrsg.), Material picture. Immagine materiale. Italia 1950 – 1965 (Rom Offene Malerei. Das Materialbild im Italien der 1950er und 1960er Jahre), Silvana Editoriale, Cinisello Balsamo, 2009, S. 110, 141, 171
D. Ferrari (Hrsg.), VAF Stiftung, La Collezione/The Collection/Die Sammlung. Catalogo generale/General catalogue/Bestandkatalog, Silvana Editoriale, Cinisello Balsamo, 2012, S. 681 mit Abb.
Mart annual report, 2012, S. 98 mit Abb.
London, Snow Variation. John Armleder, Alighiero Boetti, Dan Colen, Dadamaino, Lucio Fontana, Sol Lewitt, Piero Manzoni, Paolo Scheggi, Galleria Massimo De Carlo, 17. Dezember 2013 – 1. Februar 2014, Ausst.-Kat. Abb. 41, S. 53, 179 mit Abb.
Paolo Scheggi. The Humanistic Measurement of Space, Katalog der Ausstellung bei Robilant+Voena Gallery, London, 1. Oktober – 4. November 2014, Nr. 41, S. 53, 179 mit Abb.
D. Ferrari, Oltre il confine della tela. Fontana Burri Manzoni Dadamaino Bonalumi Scheggi, Katalog der Ausstellung im MAG. Museo Alto Garda, Riva del Garda, 18. Juli-1. November 2015, La Grafica, Mori, 2015, Nr. 45, S. 99, 139 mit Abb.
L. M. Barbero, Paolo Scheggi, Catalogo ragionato, Skira (Blau), Genf - Mailand 2016, S. 245, Nr. 64 T 35 mit Abb.

Seine erste Ausbildung fand in der florentinischen Szene statt, und zwar in einem kleinen Atelier in seinem Familienhaus in Settignano, wo seine ersten Arbeiten entstanden.
Dies änderte sich Anfang der sechziger Jahre mit seinem Umzug nach Mailand. Dank der Anwesenheit von Künstlern wie Bruno Munari, Piero Manzoni und Lucio Fontana, deren Arbeiten das traditionelle Konzept der Kunst in die Krise stürzten, war Mailand zu einem der lebhaftesten und leidenschaftlichsten kulturellen Zentren der Zeit geworden. Besonders Fontana wurde zum Bezugspunkt für eine ganze Generation: seine Art, die Oberfläche anzugehen, dem Raum durch Oberflächenwunden einzunehmen, und dabei durch Illusion und Fiktion über die Grenzen von Malerei und Bildhauerei hinauszugehen. All das brachte Scheggi auf den Weg zur objektbasierten Kunst, seine räumlich-zeitliche Erweiterung, auf den Weg der optischen Mehrdeutigkeit und ins Monochrome, das Scheggis Gesamtwerk charakterisieren würde.

Zu Scheggis Einzelausstellung in der Il Cancello Galerie im Jahre 1962 schrieb Fontana:

„... Ich mag die Unruhe deiner Forschungen, deine Gemälde, die so stark schwarz, rot, weiß sind und deine Gedanken ebenso wie deine Befürchtungen preisgeben.
Ich kann dir nur eine ‚gute‘ Karriere wünschen und dich erinnern, bescheiden, sehr bescheiden zu sein, weil wir in der Zeit ‚nichts‘ sind.”

Scheggis monochrome Werke sind durch drei übereinander liegende Leinwände mit Öffnungen verschiedener Gestalt und Form charakterisiert, die den Betrachter dazu bringen, sich selbst in der Abfolge der Löcher zu verlieren, die sich durch die Schichten vervielfältigen, und den Betrachter in eine Raum-Zeit-Dimension aufsaugen, die Objekte, Subjekte und das Umfeld in eine Einheit verschmelzen lassen.

„Das Arbeitsmedium, das Scheggi in seinen Studien verwendet, besteht aus drei überlappenden Flächen. Drei überlappende Leinwände mit organisierten Formen organisieren hier wiederum den Raum. Scheggis Raum ist eine experimentelle Dimension, in der sich die Geometrie in verschiedenen Strukturen modifiziert und regeneriert. Die Interpretation von Hohlräumen ist dabei charakteristisch für diese Arbeit. Sie sind die leeren Bereiche, die sich an die Oberfläche stellen, weil sie selbst das Ergebnis der Handlung sind, der wiederholten Geste des Künstlers, der die Leinwand mit Hilfe einer Stanze und nach einem festgelegten Plan schneidet. Es ist eine ununterbrochene Suche nach neuen Schemata, Element für Element, bei dem gekrümmte und gerade Linien, Kreise und Quadrate interagieren ohne dabei zu verschmelzen. Diese Objekte zeigen tatsächlich einen Plan auf, der nicht nur strukturell, sondern auch ethisch ist. Der unablässige dialektische Satz, bei dem Interferenz die Unterbrechungen bestimmt, ist der dominierende Faktor dieser Recherchen, deren kontinuierliche Entwicklung darauf abzielt, unsere Wahrnehmungskräfte immer weiter zu steigern.“
(G. M. Accame, aus dem Katalog der Ausstellung „Alviani, Bonalumi, Castellani, Scheggi“ in La Nuova Loggia Galerie, Bologna, 1967)

In dieser herrlichen Leinwand von hellem, tiefem Blau finden wir die konzentrierten Bemühungen und Recherchen eines Künstlers, der sein Leben einer sehr kurzen aber gründlichen Erforschung einer inneren Kraft widmete, die die Oberflächen bewegt und die Farbe lebendig macht. Das Ziel der ununterbrochenen Forschung des Künstlers ist es, ein Werk zu erstellen, durch das Einsicht in die Welt gewonnen werden kann, als ihr kognitives – nicht bloß illustratives – Korrelat.

„Ich bleibe bei dem, was ich von Anfang an gesagt habe, dass man nicht fragen sollte, was Scheggi hätte erreichen können, wenn er länger gelebt hätte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade seine kurze Produktivitätsperiode zu einer Reihe von Werken geführt hat, in denen er sogar in seinen ersten Versuchen außergewöhnliche Reife zeigte. Ebenso wie die letzten ‚Aktionen‘ und die letzten Aufführungen auf einen neuen Weg hindeuteten, den zu begehen in der unmittelbaren Zukunft wohl unvermeidlich hätte werden können und dessen Wegweiser Paolos Sensibilität aufgriff.“
Gillo Dorfles, Mailand, September 2008

22.11.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 405.600,-
Schätzwert:
EUR 280.000,- bis EUR 360.000,-

Paolo Scheggi *


(Florenz 1940–1971 Rom)
Zone riflesse, 1964, rückseitig signiert und datiert paolo scheggi/1964 (schwer lesbar), blaues Acryl auf drei übereinanderliegenden Leinwänden, 100,5 x 100 x 7 cm

Provenienz:
Galleria Fumagalli, Bergamo
Sammlung VAF Stiftung, Frankfurt am Main, Nr. 643
MART, Museo di arte moderna e contemporanea di trento e Rovereto

Ausgestellt:
Rovereto, Un secolo di arte italiana. Lo sguardo del collezionista. Opere della Fondazione VAF/Ein Jahrhundert Italienischer Kunst. Der Blick des Sammlers. Werke der VAF-Stiftung, Mart, Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto, 2. Juli -20. November 2005, Ausst.-Kat. Skira, Mailand 2005, S. 196 mit Abb.
Karlsruhe, ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie. Materialbild. Material picture. Immagine materiale. Italia 1950 – 1965 (Rom Offene Malerei. Das Materialbild im Italien der 1950er und 1960er Jahre), 1. April - 24. August 2008, Ausst.-Kat., Silvana editoriale, Cinisello Balsamo 2009, S. 205, 291 mit Abb.
Rovereto, La magnifica ossessione, MART Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto, 26. Oktober 2012 – 16. November 2014, Ausst.-Kat. S. 138 mit Abb.
Rovereto, #collezionemart. canone contemporaneo, Mart, Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto, 28. März – 8. November 2015
Karlsruhe, Art in Europe 1945–1968. The Continent that the EU does not know, ZKM Museum of contemporary art Atria 1+2, 22. Oktober 2016 – 29. Januar 2017, Ausst.-Kat. S. 58 mit Abb.

Literatur:
L. M. Barbero, G. Dorfles, La breve e intensa stagione di Paolo Scheggi, Katalog der Ausstellung bei Galleria d‘Arte Niccoli, Parma, 23. November 2002 – 22. Februar 2003, n. PS044, S. 156 mit Abb.
K. Wolbert, Idiome der Materialsprache in der Italienischen Kunst / Idiomi del linguaggio materico nell’arte italiana / Idioms of Material Language in Italian Art, in P. Weibel (Hrsg.), Material picture. Immagine materiale. Italia 1950 – 1965 (Rom Offene Malerei. Das Materialbild im Italien der 1950er und 1960er Jahre), Silvana Editoriale, Cinisello Balsamo, 2009, S. 110, 141, 171
D. Ferrari (Hrsg.), VAF Stiftung, La Collezione/The Collection/Die Sammlung. Catalogo generale/General catalogue/Bestandkatalog, Silvana Editoriale, Cinisello Balsamo, 2012, S. 681 mit Abb.
Mart annual report, 2012, S. 98 mit Abb.
London, Snow Variation. John Armleder, Alighiero Boetti, Dan Colen, Dadamaino, Lucio Fontana, Sol Lewitt, Piero Manzoni, Paolo Scheggi, Galleria Massimo De Carlo, 17. Dezember 2013 – 1. Februar 2014, Ausst.-Kat. Abb. 41, S. 53, 179 mit Abb.
Paolo Scheggi. The Humanistic Measurement of Space, Katalog der Ausstellung bei Robilant+Voena Gallery, London, 1. Oktober – 4. November 2014, Nr. 41, S. 53, 179 mit Abb.
D. Ferrari, Oltre il confine della tela. Fontana Burri Manzoni Dadamaino Bonalumi Scheggi, Katalog der Ausstellung im MAG. Museo Alto Garda, Riva del Garda, 18. Juli-1. November 2015, La Grafica, Mori, 2015, Nr. 45, S. 99, 139 mit Abb.
L. M. Barbero, Paolo Scheggi, Catalogo ragionato, Skira (Blau), Genf - Mailand 2016, S. 245, Nr. 64 T 35 mit Abb.

Seine erste Ausbildung fand in der florentinischen Szene statt, und zwar in einem kleinen Atelier in seinem Familienhaus in Settignano, wo seine ersten Arbeiten entstanden.
Dies änderte sich Anfang der sechziger Jahre mit seinem Umzug nach Mailand. Dank der Anwesenheit von Künstlern wie Bruno Munari, Piero Manzoni und Lucio Fontana, deren Arbeiten das traditionelle Konzept der Kunst in die Krise stürzten, war Mailand zu einem der lebhaftesten und leidenschaftlichsten kulturellen Zentren der Zeit geworden. Besonders Fontana wurde zum Bezugspunkt für eine ganze Generation: seine Art, die Oberfläche anzugehen, dem Raum durch Oberflächenwunden einzunehmen, und dabei durch Illusion und Fiktion über die Grenzen von Malerei und Bildhauerei hinauszugehen. All das brachte Scheggi auf den Weg zur objektbasierten Kunst, seine räumlich-zeitliche Erweiterung, auf den Weg der optischen Mehrdeutigkeit und ins Monochrome, das Scheggis Gesamtwerk charakterisieren würde.

Zu Scheggis Einzelausstellung in der Il Cancello Galerie im Jahre 1962 schrieb Fontana:

„... Ich mag die Unruhe deiner Forschungen, deine Gemälde, die so stark schwarz, rot, weiß sind und deine Gedanken ebenso wie deine Befürchtungen preisgeben.
Ich kann dir nur eine ‚gute‘ Karriere wünschen und dich erinnern, bescheiden, sehr bescheiden zu sein, weil wir in der Zeit ‚nichts‘ sind.”

Scheggis monochrome Werke sind durch drei übereinander liegende Leinwände mit Öffnungen verschiedener Gestalt und Form charakterisiert, die den Betrachter dazu bringen, sich selbst in der Abfolge der Löcher zu verlieren, die sich durch die Schichten vervielfältigen, und den Betrachter in eine Raum-Zeit-Dimension aufsaugen, die Objekte, Subjekte und das Umfeld in eine Einheit verschmelzen lassen.

„Das Arbeitsmedium, das Scheggi in seinen Studien verwendet, besteht aus drei überlappenden Flächen. Drei überlappende Leinwände mit organisierten Formen organisieren hier wiederum den Raum. Scheggis Raum ist eine experimentelle Dimension, in der sich die Geometrie in verschiedenen Strukturen modifiziert und regeneriert. Die Interpretation von Hohlräumen ist dabei charakteristisch für diese Arbeit. Sie sind die leeren Bereiche, die sich an die Oberfläche stellen, weil sie selbst das Ergebnis der Handlung sind, der wiederholten Geste des Künstlers, der die Leinwand mit Hilfe einer Stanze und nach einem festgelegten Plan schneidet. Es ist eine ununterbrochene Suche nach neuen Schemata, Element für Element, bei dem gekrümmte und gerade Linien, Kreise und Quadrate interagieren ohne dabei zu verschmelzen. Diese Objekte zeigen tatsächlich einen Plan auf, der nicht nur strukturell, sondern auch ethisch ist. Der unablässige dialektische Satz, bei dem Interferenz die Unterbrechungen bestimmt, ist der dominierende Faktor dieser Recherchen, deren kontinuierliche Entwicklung darauf abzielt, unsere Wahrnehmungskräfte immer weiter zu steigern.“
(G. M. Accame, aus dem Katalog der Ausstellung „Alviani, Bonalumi, Castellani, Scheggi“ in La Nuova Loggia Galerie, Bologna, 1967)

In dieser herrlichen Leinwand von hellem, tiefem Blau finden wir die konzentrierten Bemühungen und Recherchen eines Künstlers, der sein Leben einer sehr kurzen aber gründlichen Erforschung einer inneren Kraft widmete, die die Oberflächen bewegt und die Farbe lebendig macht. Das Ziel der ununterbrochenen Forschung des Künstlers ist es, ein Werk zu erstellen, durch das Einsicht in die Welt gewonnen werden kann, als ihr kognitives – nicht bloß illustratives – Korrelat.

„Ich bleibe bei dem, was ich von Anfang an gesagt habe, dass man nicht fragen sollte, was Scheggi hätte erreichen können, wenn er länger gelebt hätte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade seine kurze Produktivitätsperiode zu einer Reihe von Werken geführt hat, in denen er sogar in seinen ersten Versuchen außergewöhnliche Reife zeigte. Ebenso wie die letzten ‚Aktionen‘ und die letzten Aufführungen auf einen neuen Weg hindeuteten, den zu begehen in der unmittelbaren Zukunft wohl unvermeidlich hätte werden können und dessen Wegweiser Paolos Sensibilität aufgriff.“
Gillo Dorfles, Mailand, September 2008


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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.11.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.11. - 21.11.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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