(New Castle, Indiana, 1928 geb.) “Eight”,1965, Öl auf Leinwand, rückseitig gestempelt Indiana NYC Eight 1965, 61,3 x 61,3 cm, auf Keilrahmen, (PS)

Provenienz:
Galerie Alfred Schmela, Düsseldorf
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

Die plakativen Zeichenbilder Robert Indianas zählen zu den radikalsten Äußerungen der Pop Art. Der von der Zahlenmystik faszinierte Künstler sah in Zahlen vielfältige Bezüge zu bedeutsamen Ereignissen der Weltgeschichte und zu seiner eigenen Biographie. In den späten fünfziger Jahren fand Indiana in verlassenen Lofts in New York kommerzielle Messingschablonen, die seit dem 19. Jahrhundert für die Kennzeichnung von Frachten und Transportern verwendet wurden. Diese verwendete er für seine Zeichenbilder weiter und erhob damit einen allgegenwärtigen Schrifttypus zur Kunst. Mit der 1964 begonnen Serie “Exploding Numbers”, den zehn Kardinalzahlen, zweckentfremdet er die Zahlen aus dem Alltag und überhöht sie zu signalhaften Emblemen. Jede einzelne seiner Zahlen steht für eine Entwicklungsphase des menschlichen Lebens und hat ein eigenes, stets gleich bleibendes Farbschema. die “1” ist beispielsweise rot und blau und steht für den Beginn des Lebens. Die “6” ist grün und rot und symbolisiert den Höhepunkt des Lebens, die “0” ist weiß und grau und steht für das nicht mehr Existente, den Zustand des Überirdischen, was besonders durch die Nicht-Farbigkeit hervorgehoben wird. Die Zahl “8” stellt Robert Indiana in rot und blau dar. In seiner Folge der Lebensalter symbolisiert sie den reifen Menschen, der in sich ruhend, an der Grenze zu einer neuen Bewußtseinsebene ist. Ebenso wie die “0” kann die “8” verkehrt herum gelesen werden und ist auf der Seite liegend, das Symbol der Unendlichkeit.
Die “8” steht für Numerologen und Zahlenmystiker unter anderem für die Unendlichkeit, den Übergang vom materiellen Reich in das Geistige und sie repräsentiert die Wiedergeburt in einer höheren Bewußtseinsebene, in einer neuen Lebensform. Der Mensch wurde am achten Tag von Gott geschaffen und im heute weltweit gültigen gregorianischen Kalender ist der August der achte Monat des Jahres. Es ist der Monat der Ernte und der Fruchtbarkeit. “Die Numbers” sind ein serielles Behältnis für formale Ordnungen, die paradoxerweise unbemerkt bleiben über der nachdrücklichen Präsenz, die sie der Zahl selber erschaffen.” Die betonte Mehrdeutigkeit von Figur und Hintergrund, Objekt und Subjekt, Oberfläche und Tiefe, gibt den “Exploding Numbers” ihre besondere Dichte und Faszination.
(William Katz, Robert Indiana, Stuttgart, 1971, S. 10)