Lot Nr. 313


Umkreis von Michelangelo Merisi, gen. Il Caravaggio


Umkreis von Michelangelo Merisi, gen. Il Caravaggio - Alte Meister

(Mailand 1571–1610 Porto Ercole)
Die Falschspieler, Betrug,
Öl auf Leinwand, 97 x 120,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Norditalien

Literatur:
M. Marini, Io, Michelangelo da Caravaggio, Rom 1974, S. 471, R-15 (erwähnt), abgebildet (als Pensionante del Saraceni);
B. Nicolson, The International Caravaggesque Movement: Lists of Pictures by Caravaggio and his Followers through Europe from 1590 to 1650, Oxford 1979, S. 38-39 (erwähnt, als wahrscheinlich von einem Künstler aus Südspanien stammend, um 1620; nahe dem jungen Velázquez);
B. Nicolson, Caravaggism in Europe, Turin 1990, Bd. I, S. 91 (erwähnt, als wahrscheinlich südspanisch, um 1620; Affinität zum jungen Velázquez)

Das Gemälde ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Gegenstück zu Lot 312. Das Bild greift die berühmte Ikonographie der Falschspieler („i bari“) auf, die wohl zum ersten Mal in dem Werk von Caravaggio erscheinen, das heute im Kimbell Art Museum in Fort Worth zu sehen ist. Ab 1610 erfreute sich diese Komposition großer Beliebtheit. Im Gegensatz zu Caravaggios Vorbild, wo die Figuren reich gekleidet sind und an einem Tisch mit einem kostbaren persischen Teppich spielen, wird das Thema im vorliegenden Gemälde in einer weitaus bescheideneren Szenerie wiedergegeben. Hier wird jeglicher Kontextbezug entfernt und die beiden Jugendlichen, die wie scugnizzi (Gassenjungen) aus den Straßen Roms wirken, sitzen direkt auf dem Boden.

Eine andere Version dieses Gemäldes befindet sich im Fogg Art Museum in Cambridge, Massachusetts und wurde von Berenson Caravaggio zugeschrieben (siehe B. Berenson, Del Caravaggio, delle sue incongruenze e della sua fama, Florenz 1951, S. 17-18 und Abb. 14) sowie 1967 in das Werkverzeichnis von Angela Ottino della Chiesa aufgenommen (siehe L' opera completa del Caravaggio, Mailand 1967, S. 86, Nr. 8), jedoch später u. a. von Maurizio Marini (1974) als das Werk eines Nachfolgers angesehen. Das erste Mal publizierte Marini das Gemälde aus dem Fogg Art Museum sowie auch die vorliegenden Kartenspieler als Repliken Caravaggios und verortete sie innerhalb des Oeuvres des „Pensionante del Saraceni“, der zwischen 1610 bis 1620 tätig war. Roberto Longhi gab dem Künstler dieses Pseudonym wegen dessen auffälliger stilistischer Ähnlichkeit mit dem venezianischen Maler Carlo Saraceni. Die Zuschreibung wurde durch die spannungsreiche Atmosphäre und den archaischen Charme („arcaico fascino“) der Bilder sowie durch die Tatsache angeregt, dass es tatsächlich zwei Versionen desselben Themas gab – ein wiederkehrender Zug im Œuvre des Pensionante, der häufig seine eigenen Werke replizierte, wie im Fall der berühmten Verleugnung des Heiligen Petrus (in der Pinacoteca Vaticana in Rom und der National Gallery of Ireland in Dublin).

17.10.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Umkreis von Michelangelo Merisi, gen. Il Caravaggio


(Mailand 1571–1610 Porto Ercole)
Die Falschspieler, Betrug,
Öl auf Leinwand, 97 x 120,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Norditalien

Literatur:
M. Marini, Io, Michelangelo da Caravaggio, Rom 1974, S. 471, R-15 (erwähnt), abgebildet (als Pensionante del Saraceni);
B. Nicolson, The International Caravaggesque Movement: Lists of Pictures by Caravaggio and his Followers through Europe from 1590 to 1650, Oxford 1979, S. 38-39 (erwähnt, als wahrscheinlich von einem Künstler aus Südspanien stammend, um 1620; nahe dem jungen Velázquez);
B. Nicolson, Caravaggism in Europe, Turin 1990, Bd. I, S. 91 (erwähnt, als wahrscheinlich südspanisch, um 1620; Affinität zum jungen Velázquez)

Das Gemälde ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Gegenstück zu Lot 312. Das Bild greift die berühmte Ikonographie der Falschspieler („i bari“) auf, die wohl zum ersten Mal in dem Werk von Caravaggio erscheinen, das heute im Kimbell Art Museum in Fort Worth zu sehen ist. Ab 1610 erfreute sich diese Komposition großer Beliebtheit. Im Gegensatz zu Caravaggios Vorbild, wo die Figuren reich gekleidet sind und an einem Tisch mit einem kostbaren persischen Teppich spielen, wird das Thema im vorliegenden Gemälde in einer weitaus bescheideneren Szenerie wiedergegeben. Hier wird jeglicher Kontextbezug entfernt und die beiden Jugendlichen, die wie scugnizzi (Gassenjungen) aus den Straßen Roms wirken, sitzen direkt auf dem Boden.

Eine andere Version dieses Gemäldes befindet sich im Fogg Art Museum in Cambridge, Massachusetts und wurde von Berenson Caravaggio zugeschrieben (siehe B. Berenson, Del Caravaggio, delle sue incongruenze e della sua fama, Florenz 1951, S. 17-18 und Abb. 14) sowie 1967 in das Werkverzeichnis von Angela Ottino della Chiesa aufgenommen (siehe L' opera completa del Caravaggio, Mailand 1967, S. 86, Nr. 8), jedoch später u. a. von Maurizio Marini (1974) als das Werk eines Nachfolgers angesehen. Das erste Mal publizierte Marini das Gemälde aus dem Fogg Art Museum sowie auch die vorliegenden Kartenspieler als Repliken Caravaggios und verortete sie innerhalb des Oeuvres des „Pensionante del Saraceni“, der zwischen 1610 bis 1620 tätig war. Roberto Longhi gab dem Künstler dieses Pseudonym wegen dessen auffälliger stilistischer Ähnlichkeit mit dem venezianischen Maler Carlo Saraceni. Die Zuschreibung wurde durch die spannungsreiche Atmosphäre und den archaischen Charme („arcaico fascino“) der Bilder sowie durch die Tatsache angeregt, dass es tatsächlich zwei Versionen desselben Themas gab – ein wiederkehrender Zug im Œuvre des Pensionante, der häufig seine eigenen Werke replizierte, wie im Fall der berühmten Verleugnung des Heiligen Petrus (in der Pinacoteca Vaticana in Rom und der National Gallery of Ireland in Dublin).


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017