Lot Nr. 75


Henri Gascars


(Paris 16351701 Roma) Allegorisches Porträt des jungen Philippe de France, Duc d'Anjou, später König Philipp V. von Spanien, als antiker Herrscher, Öl auf Leinwand, 60,2 x 46,5 cm , gerahmt

Das Porträt ist stilistisch in eine ganze Gruppe ähnlicher Kinderporträts von Gascars einzuordnen, der erst nach seiner Ernennung zum Akademiemitglied 1680 zum Hofmaler in Versailles avancierte. Zuvor hatte Gascars, der zu den wohl internationalsten Porträtmalern Europas des 'grand siècle' zählte, bereits eine europäische Karriere absolviert. Nach einer Ausbildung in Paris, Rom und Amsterdam reiste er nach London, einige Quellen nennen ihn dort als französischen Agenten. Durch seine gefragten Porträts hatte er Zugang zum Hof Charles' II. und schuf mehrere Bildnisse der königlichen Familie. Unserem Gemälde sehr ähnlich sind zwei ebenfalls in dieser Zeit entstandene Porträts der jungen Herzogin von Somerset und von Lady Barbara Fitzroy (einer Tochter des Königs), in denen sich seine Beeinflussung durch Willem Wissing einerseits und durch die französische Tradition der Mignard-Schule andererseits zeigt. 1678 hielt er als Zeuge in de Niederlanden den Frieden von Nijmwegen in einem großformatigen Gemälde fest, was ihm die Aufmerksamkeit des französischen Hofes sicherte, für den er ab 1680 wieder in Paris, viele Aufträge ausführte. Als Porträtmaler erfreute er sich mittlerweile eines internationalen Rufes; 1681 reiste er nach Modena an den Hof der Este, 1686 nach Venedig, wo er den polnischen König Jan Sobieski und seine Familie porträtierte. Da dieses Monumentalgemälde unserem Porträt stilistisch sehr nahe steht, könnte es nach der Rückkehr aus Warschau entstanden sein. Die herrscherliche Ikonographie ebenso wie die charakteristische Physiognomie des Knaben in diesem Porträt ermöglichen die Bestätigung der traditionellen Identifizierung des Dargestellten. Es ist um 1690 zu datieren, also ungefähr im fünften oder sechsten Lebensjahr des Prinzen entstanden, für dessen Thronansprüche, die in diesem allegorischen Porträt bereits veranschaulicht werden, Europa sich in die Wirren des sog. Spanischen Erbfolgekrieges zu stürzen hatte. Als Monarch erwiesen die Reformen des Begründers der spanischen Bourbonenlinie sich aber als segenbringend für die nach der Herrschaft Karls II, genannt der 'Verhexte', eine gnädige Umschreibung seines körperlichen und geistigen Zustandes, in Agonie liegende ehemalige Weltmacht.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

06.10.2009 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 9.375,-
Schätzwert:
EUR 10.000,- bis EUR 12.000,-

Henri Gascars


(Paris 16351701 Roma) Allegorisches Porträt des jungen Philippe de France, Duc d'Anjou, später König Philipp V. von Spanien, als antiker Herrscher, Öl auf Leinwand, 60,2 x 46,5 cm , gerahmt

Das Porträt ist stilistisch in eine ganze Gruppe ähnlicher Kinderporträts von Gascars einzuordnen, der erst nach seiner Ernennung zum Akademiemitglied 1680 zum Hofmaler in Versailles avancierte. Zuvor hatte Gascars, der zu den wohl internationalsten Porträtmalern Europas des 'grand siècle' zählte, bereits eine europäische Karriere absolviert. Nach einer Ausbildung in Paris, Rom und Amsterdam reiste er nach London, einige Quellen nennen ihn dort als französischen Agenten. Durch seine gefragten Porträts hatte er Zugang zum Hof Charles' II. und schuf mehrere Bildnisse der königlichen Familie. Unserem Gemälde sehr ähnlich sind zwei ebenfalls in dieser Zeit entstandene Porträts der jungen Herzogin von Somerset und von Lady Barbara Fitzroy (einer Tochter des Königs), in denen sich seine Beeinflussung durch Willem Wissing einerseits und durch die französische Tradition der Mignard-Schule andererseits zeigt. 1678 hielt er als Zeuge in de Niederlanden den Frieden von Nijmwegen in einem großformatigen Gemälde fest, was ihm die Aufmerksamkeit des französischen Hofes sicherte, für den er ab 1680 wieder in Paris, viele Aufträge ausführte. Als Porträtmaler erfreute er sich mittlerweile eines internationalen Rufes; 1681 reiste er nach Modena an den Hof der Este, 1686 nach Venedig, wo er den polnischen König Jan Sobieski und seine Familie porträtierte. Da dieses Monumentalgemälde unserem Porträt stilistisch sehr nahe steht, könnte es nach der Rückkehr aus Warschau entstanden sein. Die herrscherliche Ikonographie ebenso wie die charakteristische Physiognomie des Knaben in diesem Porträt ermöglichen die Bestätigung der traditionellen Identifizierung des Dargestellten. Es ist um 1690 zu datieren, also ungefähr im fünften oder sechsten Lebensjahr des Prinzen entstanden, für dessen Thronansprüche, die in diesem allegorischen Porträt bereits veranschaulicht werden, Europa sich in die Wirren des sog. Spanischen Erbfolgekrieges zu stürzen hatte. Als Monarch erwiesen die Reformen des Begründers der spanischen Bourbonenlinie sich aber als segenbringend für die nach der Herrschaft Karls II, genannt der 'Verhexte', eine gnädige Umschreibung seines körperlichen und geistigen Zustandes, in Agonie liegende ehemalige Weltmacht.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 06.10.2009 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 26.09. - 06.10.2009


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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