Lot Nr. 347


Giuseppe Bernardino Bison


Giuseppe Bernardino Bison - Alte Meister

(Palmanova 1772–1844 Mailand)
Der Bacino di San Marco in Venedig,
Öl auf Leinwand, 62,5 x 80,5 cm, gerahmt

Dieses Gemälde stellt das Bacino di San Marco von der Punta della Dogana aus dar. Die monumentalen Gebäude als von den Ansichtsmalern des 18. Jahrhunderts gefeierte Symbole Venedigs dienen hier als Rahmen für den Zug der „Festa della Sensa“, der staatlichen und religiösen Zeremonie, in deren Verlauf die Stadt Venedig am Tag der Himmelfahrt Christi symbolisch mit dem Meer verheiratet wurde. Rechts ist der dem Dogen und seinem Gefolge vorbehaltene Bucintoro, das große, reich vergoldete Zeremonialschiff, zu sehen. Das Werk zeigt seine Rückkehr nach dem sposalizio del mare, der Vermählung Venedigs mit dem Meer, zum Molo. Einmal im Jahr stach der Doge mit diesem Schiff an der Spitze einer großen „Hochzeitsprozession“ in See und warf in einem symbolischen Akt der Vereinigung mit dem Meer einen vom Patriarchen von Venedig gesegneten Ring an einer tiefen Stelle in die Lagune.

Das Werk steht zwei weiteren Gemälden desselben Sujets von Giuseppe Bernardino Bison nahe. Das erste ist etwas kleiner und kam am 19. April 2016 als Lot 99 im Dorotheum in Wien zur Auktion; die zweite, noch kleinere Version befand sich früher in der Sammlung des Marchese Serra in Genua (siehe G. Pavanello, A. Craievich, D. D’Anza, Giuseppe Bernardino Bison, Triest 2012, S. 213, Nr. 90).

Das vorliegende Gemälde gehört zu jenen Werken, die an die Festtage und Feierlichkeiten des 18. Jahrhunderts erinnern, und geht auf eine Komposition Canalettos zurück, die zusammen mit ihrem Pendant Regatta auf dem Canal Grande (heute in der Royal Collection in Schloss Windsor, Inv.-Nr. RCIN 404417) von dem Sammler und britischen Konsul in Venedig Joseph Smith in Auftrag gegeben wurde. Bekannter wurden die Gemälde Canalettos dank der Stiche von Antonio Visentini, die dieser gesammelt in dem Album Urbis Venetiarum Prospectus Celebriores 1742 vorlegte. Diese Serie von Stichen stellte die wichtigsten öffentlichen Feiern dar, an denen der Doge teilnahm, und konzentrierte sich vor allem auf den architektonischen Rahmen der Festlichkeiten, während sie die Figuren als Chiffren oder macchiette darstellte.

Giuseppe Bernardino Bison kann als der letzte der großen venezianischen Vedutenmaler des 18. Jahrhunderts angesehen werden. Seine Werke zeigen eine schnelle Art der Ausführung und belegen den beeindruckenden malerischen Geschmack des Künstlers. Der Aufenthalt des Malers in Venedig erlaubte diesem nicht nur, sich mit der zeitgenössischen Kunst vertraut zu machen, sondern auch die Errungenschaften Canalettos, Guardis, Tiepolos, Marco Riccis, Giuseppe Zais’ und Francesco Zuccarellis zu studieren und sich anzueignen. Obwohl Bison die Jahre des Neoklassizismus durchlebte und stets mit den avanciertesten künstlerischen Stilen seiner Epoche Schritt hielt, blieb er als Fresken-, Ansichts- und Landschaftsmaler dem venezianischen Erbe des 18. Jahrhunderts verpflichtet, aus dem er die selbstbewusste Spontaneität schöpfte, die sein Werk auszeichnet.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 100.000,-

Giuseppe Bernardino Bison


(Palmanova 1772–1844 Mailand)
Der Bacino di San Marco in Venedig,
Öl auf Leinwand, 62,5 x 80,5 cm, gerahmt

Dieses Gemälde stellt das Bacino di San Marco von der Punta della Dogana aus dar. Die monumentalen Gebäude als von den Ansichtsmalern des 18. Jahrhunderts gefeierte Symbole Venedigs dienen hier als Rahmen für den Zug der „Festa della Sensa“, der staatlichen und religiösen Zeremonie, in deren Verlauf die Stadt Venedig am Tag der Himmelfahrt Christi symbolisch mit dem Meer verheiratet wurde. Rechts ist der dem Dogen und seinem Gefolge vorbehaltene Bucintoro, das große, reich vergoldete Zeremonialschiff, zu sehen. Das Werk zeigt seine Rückkehr nach dem sposalizio del mare, der Vermählung Venedigs mit dem Meer, zum Molo. Einmal im Jahr stach der Doge mit diesem Schiff an der Spitze einer großen „Hochzeitsprozession“ in See und warf in einem symbolischen Akt der Vereinigung mit dem Meer einen vom Patriarchen von Venedig gesegneten Ring an einer tiefen Stelle in die Lagune.

Das Werk steht zwei weiteren Gemälden desselben Sujets von Giuseppe Bernardino Bison nahe. Das erste ist etwas kleiner und kam am 19. April 2016 als Lot 99 im Dorotheum in Wien zur Auktion; die zweite, noch kleinere Version befand sich früher in der Sammlung des Marchese Serra in Genua (siehe G. Pavanello, A. Craievich, D. D’Anza, Giuseppe Bernardino Bison, Triest 2012, S. 213, Nr. 90).

Das vorliegende Gemälde gehört zu jenen Werken, die an die Festtage und Feierlichkeiten des 18. Jahrhunderts erinnern, und geht auf eine Komposition Canalettos zurück, die zusammen mit ihrem Pendant Regatta auf dem Canal Grande (heute in der Royal Collection in Schloss Windsor, Inv.-Nr. RCIN 404417) von dem Sammler und britischen Konsul in Venedig Joseph Smith in Auftrag gegeben wurde. Bekannter wurden die Gemälde Canalettos dank der Stiche von Antonio Visentini, die dieser gesammelt in dem Album Urbis Venetiarum Prospectus Celebriores 1742 vorlegte. Diese Serie von Stichen stellte die wichtigsten öffentlichen Feiern dar, an denen der Doge teilnahm, und konzentrierte sich vor allem auf den architektonischen Rahmen der Festlichkeiten, während sie die Figuren als Chiffren oder macchiette darstellte.

Giuseppe Bernardino Bison kann als der letzte der großen venezianischen Vedutenmaler des 18. Jahrhunderts angesehen werden. Seine Werke zeigen eine schnelle Art der Ausführung und belegen den beeindruckenden malerischen Geschmack des Künstlers. Der Aufenthalt des Malers in Venedig erlaubte diesem nicht nur, sich mit der zeitgenössischen Kunst vertraut zu machen, sondern auch die Errungenschaften Canalettos, Guardis, Tiepolos, Marco Riccis, Giuseppe Zais’ und Francesco Zuccarellis zu studieren und sich anzueignen. Obwohl Bison die Jahre des Neoklassizismus durchlebte und stets mit den avanciertesten künstlerischen Stilen seiner Epoche Schritt hielt, blieb er als Fresken-, Ansichts- und Landschaftsmaler dem venezianischen Erbe des 18. Jahrhunderts verpflichtet, aus dem er die selbstbewusste Spontaneität schöpfte, die sein Werk auszeichnet.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020