Lot Nr. 55


Gerrit van Honthorst


Gerrit van Honthorst - Alte Meister I

(Utrecht 1592–1656)
Die Befreiung des heiligen Petrus,
Öl auf Leinwand, 130,5 x 177 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Portugal;
europäische Privatsammlung

Wir danken Paul Huys Janssen, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Gerrit van Honthorst war einer der erfolgreichsten Maler des Goldenen Zeitalters in Holland. 1592 in Utrecht geboren, ging er zuerst bei seinem Vater, dem Maler Herman van Honthorst, in die Lehre. 1611 war er eines der Gründungsmitglieder der Lukasgilde, zusammen mit Abraham Bloemaert (1564–1651), Gerrits erstem offiziellen Lehrer.

Wie damals Brauch, reiste der junge Künstler nach Italien, um dort die berühmte Kunst der Vergangenheit und Gegenwart zu studieren: antike Architektur und Bildhauerkunst, Gemälde der Renaissance und zeitgenössische Kunstwerke, die in ganz Italien und vor allem in Rom eifrig gesammelt wurden. Honthorst blieb von etwa 1613 bis 1620 in Italien und wurde bald zum gesuchten Maler von Historienbildern und Genrestücken. Er spezialisierte sich auf die Darstellung künstlicher Lichtquellen wie Kerzenlicht oder Kaminfeuer, um in seinen Bildern eine natürlich wirkende nächtliche Atmosphäre zu schaffen. Aus diesem Grund gaben ihm seine italienischen Zeitgenossen den Beinamen „Gerard delle Notti“. Er stand unter dem starken Einfluss der Kunst Caravaggios, der damals der beliebteste Künstler Roms war und dessen Ruhm durch seinen frühen Tod 1610 in unermessliche Höhen wuchs.

Während seiner Zeit in Rom erhielt Honthorst Aufträge u. a. von Kardinal Scipione Borghese, Marchese Vincenzo Giustiniani und dem Großherzog der Toskana Cosimo II. Er malte auch mehrere monumentale Altarbilder für Santa Maria della Vittoria und Santa Maria della Scala in Rom sowie für die Kapuzinerkirche in Albano.

Honthorst kehrte Italien als erfolgreicher Künstler den Rücken und nach Utrecht zurück, wo er mit seiner künstlerischen Tätigkeit florierte. 1627 stattete ihm Peter Paul Rubens einen Besuch ab und zollte ihm dadurch Anerkennung. In Holland, wo der Protestantismus zur offiziellen Religion geworden war, spielte die Kirche als Auftraggeberin keine so bedeutende Rolle mehr, sodass sich Honthorsts Aufgaben auf das Malen von Porträts, Historien- und Genrebildern beschränkten, welche von immer wohlhabenderen holländischen Kaufleuten erworben wurden. Als ein führender Maler Europas erhielt er jedoch bald Aufträge von König Karl I. von England, König Christian IV. von Dänemark, dem Statthalter Frederik Hendrik von Holland und König Friedrich V. von Böhmen und seiner Familie. Um seinen aristokratischen Kunden näher zu sein, zog Honthorst nach Den Haag, wo er 1637 in die Lukasgilde eintrat. Dabei behielt er seine Werkstatt in Utrecht, die von seinem Bruder Willem van Honthorst, der ebenfalls Maler war, geleitet wurde.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes mit der Befreiung des heiligen Petrus kennt man am besten von einer vergleichbaren Fassung, die sich einst im Besitz des Marchese Vincenzo Giustiniani in Rom befand und im Inventar seiner Sammlung von 1638 erwähnt wird. 1812 wurde sie in Paris versteigert, 1815 gelangte sie ins Königliche Museum in Berlin, wo sie sich immer noch in den Staatlichen Museen befindet. Es ist weder signiert noch datiert, doch man nimmt an, dass es um 1616–1618 entstanden ist, wobei die Meinungen auseinandergehen.

Das Bild für Giustinani gehört sicherlich zu den wichtigsten Werken der römischen Zeit Gerrit van Honthorsts, sodass es nicht verwundert, dass es häufig kopiert wurde: 13 Beispiele sind bekannt. Das vorliegende Gemälde findet in der Literatur bisher keine Erwähnung. Es weist starke Ähnlichkeiten mit dem Gemälde Giustinianis auf. Die Maße des letzteren betragen 129 x 179 cm, das vorliegende Werk misst 130,5 x 177 cm. Beide sind auf Leinwand gemalt, wobei die Malweise eine sehr ähnliche ist. Das vorliegende Gemälde mag somit als Replik zu betrachten sein.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 38.400,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Gerrit van Honthorst


(Utrecht 1592–1656)
Die Befreiung des heiligen Petrus,
Öl auf Leinwand, 130,5 x 177 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Portugal;
europäische Privatsammlung

Wir danken Paul Huys Janssen, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Gerrit van Honthorst war einer der erfolgreichsten Maler des Goldenen Zeitalters in Holland. 1592 in Utrecht geboren, ging er zuerst bei seinem Vater, dem Maler Herman van Honthorst, in die Lehre. 1611 war er eines der Gründungsmitglieder der Lukasgilde, zusammen mit Abraham Bloemaert (1564–1651), Gerrits erstem offiziellen Lehrer.

Wie damals Brauch, reiste der junge Künstler nach Italien, um dort die berühmte Kunst der Vergangenheit und Gegenwart zu studieren: antike Architektur und Bildhauerkunst, Gemälde der Renaissance und zeitgenössische Kunstwerke, die in ganz Italien und vor allem in Rom eifrig gesammelt wurden. Honthorst blieb von etwa 1613 bis 1620 in Italien und wurde bald zum gesuchten Maler von Historienbildern und Genrestücken. Er spezialisierte sich auf die Darstellung künstlicher Lichtquellen wie Kerzenlicht oder Kaminfeuer, um in seinen Bildern eine natürlich wirkende nächtliche Atmosphäre zu schaffen. Aus diesem Grund gaben ihm seine italienischen Zeitgenossen den Beinamen „Gerard delle Notti“. Er stand unter dem starken Einfluss der Kunst Caravaggios, der damals der beliebteste Künstler Roms war und dessen Ruhm durch seinen frühen Tod 1610 in unermessliche Höhen wuchs.

Während seiner Zeit in Rom erhielt Honthorst Aufträge u. a. von Kardinal Scipione Borghese, Marchese Vincenzo Giustiniani und dem Großherzog der Toskana Cosimo II. Er malte auch mehrere monumentale Altarbilder für Santa Maria della Vittoria und Santa Maria della Scala in Rom sowie für die Kapuzinerkirche in Albano.

Honthorst kehrte Italien als erfolgreicher Künstler den Rücken und nach Utrecht zurück, wo er mit seiner künstlerischen Tätigkeit florierte. 1627 stattete ihm Peter Paul Rubens einen Besuch ab und zollte ihm dadurch Anerkennung. In Holland, wo der Protestantismus zur offiziellen Religion geworden war, spielte die Kirche als Auftraggeberin keine so bedeutende Rolle mehr, sodass sich Honthorsts Aufgaben auf das Malen von Porträts, Historien- und Genrebildern beschränkten, welche von immer wohlhabenderen holländischen Kaufleuten erworben wurden. Als ein führender Maler Europas erhielt er jedoch bald Aufträge von König Karl I. von England, König Christian IV. von Dänemark, dem Statthalter Frederik Hendrik von Holland und König Friedrich V. von Böhmen und seiner Familie. Um seinen aristokratischen Kunden näher zu sein, zog Honthorst nach Den Haag, wo er 1637 in die Lukasgilde eintrat. Dabei behielt er seine Werkstatt in Utrecht, die von seinem Bruder Willem van Honthorst, der ebenfalls Maler war, geleitet wurde.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes mit der Befreiung des heiligen Petrus kennt man am besten von einer vergleichbaren Fassung, die sich einst im Besitz des Marchese Vincenzo Giustiniani in Rom befand und im Inventar seiner Sammlung von 1638 erwähnt wird. 1812 wurde sie in Paris versteigert, 1815 gelangte sie ins Königliche Museum in Berlin, wo sie sich immer noch in den Staatlichen Museen befindet. Es ist weder signiert noch datiert, doch man nimmt an, dass es um 1616–1618 entstanden ist, wobei die Meinungen auseinandergehen.

Das Bild für Giustinani gehört sicherlich zu den wichtigsten Werken der römischen Zeit Gerrit van Honthorsts, sodass es nicht verwundert, dass es häufig kopiert wurde: 13 Beispiele sind bekannt. Das vorliegende Gemälde findet in der Literatur bisher keine Erwähnung. Es weist starke Ähnlichkeiten mit dem Gemälde Giustinianis auf. Die Maße des letzteren betragen 129 x 179 cm, das vorliegende Werk misst 130,5 x 177 cm. Beide sind auf Leinwand gemalt, wobei die Malweise eine sehr ähnliche ist. Das vorliegende Gemälde mag somit als Replik zu betrachten sein.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.