Lot Nr. 61


Hendrick van Balen


Hendrick van Balen - Alte Meister I

(Antwerpen 1575–1632)
Die Hochzeit des Peleus und der Thetis,
signiert links unten: V BAL,
Öl auf Kupfer, 29,5 x 41,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Großbritannien;
Johannes Ruppert, Freiburg im Breisgau;
Galerie Müllenmeister, Solingen, 1991;
Galerie Klaus Edel, London/Köln;
Privatsammlung, Deutschland, 1996;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Boston, Museum of Fine Arts, 22. September 1993 – 2. Januar 1994, The Age of Rubens, 1993/94;
Toledo, Ohio, Museum of Fine Arts, The Age of Rubens, 1994;
Cremona, Museo Civico Ala Ponzone, Pieter Brueghel Il Giovane – Jan Brueghel il Vecchio, 1998

Literatur:
P. Sutton, The Age of Rubens, Museum of Fine Arts, Boston; Toledo, Ohio, Museum of Fine Arts, 1993/94, S. 20, mit Abb., als Hendrick van Balen und Jan Brueghel I.;
K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Pieter Breughel il Giovane – Jan Brueghel il Vecchio, Tradizione e progresso: una famiglia di pittori fiamminghi tra Cinque e Seicento, Cremona, Museo Civico Ala Ponzone, 1998, Nr. 57;
K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Bd. II, Lingen 2008–2010, S. 811, Nr. 405, mit Abb., S. 812 (als Jan Brueghel I. und Hendrick van Balen, Das Fest der Götter);
B. Werche, Hendrick van Balen – ein Antwerpener Kabinettbildmaler der Rubenszeit, Turnhout 2004, S. 182, Nr. A 117, mit Abb.

Dem vorliegenden Gemälde liegt ein Gutachten vom 8. Oktober 1996 bei, das die Autorenschaft von Hendrick van Balen und Jan Brueghel I. bestätigt.

Die vorliegende Komposition ist mit ihren schimmernden, im Kontrapost um eine prächtige Tafel angeordneten Körperformen, deren Glanz vom Bildträger Kupfer verstärkt wird, ein hervorragendes Beispiel für die lebendige klassische Manier des Antwerpener Malers und Schöpfers von Hinterglasbildern Hendrick van Balen des Älteren. Die im Zentrum sitzende Gestalt mit gekröntem Haupt ist Peleus, der Held von Thessalien, um den sich Meeresnymphen und Göttinnen scharen, um seiner Vermählung mit Thetis, ihrerseits eine schöne Nereide, beizuwohnen. Im Vordergrund komplettieren penibel ausgeführte Stillleben mit vor Feigen berstenden Gefäßen, verschwenderisch auf dem Boden verstreuten Artischocken, Körben mit glänzenden blauen Trauben, aufgeschnittenen Melonen und einem Putto, der eine mit Aprikosen beladene Silberkanne vor sich herträgt, die Szene arkadischen Überflusses.

Folgt man jedoch dem Blick des Peleus, der im Gespräch mit einem einen Turban tragenden Diener begriffen ist, bemerkt man, wie er unter den fliegenden Putten mit Blumensträußen und an der der Bildfläche den Rücken zuwendenden Göttin vorbei hinauf in Richtung Himmel zieht, wo links ein halb verdecktes goldenes Licht durch die Wolken sticht. Dem Auge des Kenners offenbarte sich darin die unheilvolle Präsenz der Eris, jener Göttin, die zu dem Festmahl geladen hat. Bei der vorliegenden Kupfertafel handelt es sich um ein sogenanntes Kabinettbild, was nahelegt, dass es in kultivierter Gesellschaft betrachtet wurde, die zur darin enthaltenen Bilderzählung Überlegungen anstellte. Der Kenner wusste, dass Eris bald darauf den Zankapfel mit der Aufschrift „Der Schönsten“ unter die Gäste werfen wird. Die damit geschürte Eifersucht unter den Göttinnen führte in Verbindung mit dem darauf folgenden Parisurteil und der Unterstützung jeweils anderer Wettstreiter durch die zänkischen Götter schlussendlich zum Trojanischen Krieg und zur Zerstörung, die dieser nach sich zog. Letztlich ist die Fülle der hier dargebotenen Köstlichkeiten, ob Früchte oder Fleisch, ein Fingerzeig der Vanitas, die sich der drohenden Zerstörung, von welcher die hinter den Wolken verborgene, verschlagene Eris kündet, nicht gewahr ist.

Van Balen spielte im 17. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Erneuerung der flämischen Malerei. Er stand am Übergang zwischen der Generation seines Lehrmeisters Marten de Vos und jener seines eigen herausragenden Schülers Anthonis van Dyck. Van Balen stand den Antwerpener Romanisten vor, einer Bruderschaft von Künstlern, die in Rom studiert hatten. Die vorliegende Kupfertafel gibt einerseits die Prägung durch antike Statuen und Renaissancefresken der Ewigen Stadt zu erkennen, während ihr andererseits der geniale Sinn des Nordens für Licht, Fleisch und Texturen anhaftet.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 140.500,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Hendrick van Balen


(Antwerpen 1575–1632)
Die Hochzeit des Peleus und der Thetis,
signiert links unten: V BAL,
Öl auf Kupfer, 29,5 x 41,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Großbritannien;
Johannes Ruppert, Freiburg im Breisgau;
Galerie Müllenmeister, Solingen, 1991;
Galerie Klaus Edel, London/Köln;
Privatsammlung, Deutschland, 1996;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Boston, Museum of Fine Arts, 22. September 1993 – 2. Januar 1994, The Age of Rubens, 1993/94;
Toledo, Ohio, Museum of Fine Arts, The Age of Rubens, 1994;
Cremona, Museo Civico Ala Ponzone, Pieter Brueghel Il Giovane – Jan Brueghel il Vecchio, 1998

Literatur:
P. Sutton, The Age of Rubens, Museum of Fine Arts, Boston; Toledo, Ohio, Museum of Fine Arts, 1993/94, S. 20, mit Abb., als Hendrick van Balen und Jan Brueghel I.;
K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Pieter Breughel il Giovane – Jan Brueghel il Vecchio, Tradizione e progresso: una famiglia di pittori fiamminghi tra Cinque e Seicento, Cremona, Museo Civico Ala Ponzone, 1998, Nr. 57;
K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Bd. II, Lingen 2008–2010, S. 811, Nr. 405, mit Abb., S. 812 (als Jan Brueghel I. und Hendrick van Balen, Das Fest der Götter);
B. Werche, Hendrick van Balen – ein Antwerpener Kabinettbildmaler der Rubenszeit, Turnhout 2004, S. 182, Nr. A 117, mit Abb.

Dem vorliegenden Gemälde liegt ein Gutachten vom 8. Oktober 1996 bei, das die Autorenschaft von Hendrick van Balen und Jan Brueghel I. bestätigt.

Die vorliegende Komposition ist mit ihren schimmernden, im Kontrapost um eine prächtige Tafel angeordneten Körperformen, deren Glanz vom Bildträger Kupfer verstärkt wird, ein hervorragendes Beispiel für die lebendige klassische Manier des Antwerpener Malers und Schöpfers von Hinterglasbildern Hendrick van Balen des Älteren. Die im Zentrum sitzende Gestalt mit gekröntem Haupt ist Peleus, der Held von Thessalien, um den sich Meeresnymphen und Göttinnen scharen, um seiner Vermählung mit Thetis, ihrerseits eine schöne Nereide, beizuwohnen. Im Vordergrund komplettieren penibel ausgeführte Stillleben mit vor Feigen berstenden Gefäßen, verschwenderisch auf dem Boden verstreuten Artischocken, Körben mit glänzenden blauen Trauben, aufgeschnittenen Melonen und einem Putto, der eine mit Aprikosen beladene Silberkanne vor sich herträgt, die Szene arkadischen Überflusses.

Folgt man jedoch dem Blick des Peleus, der im Gespräch mit einem einen Turban tragenden Diener begriffen ist, bemerkt man, wie er unter den fliegenden Putten mit Blumensträußen und an der der Bildfläche den Rücken zuwendenden Göttin vorbei hinauf in Richtung Himmel zieht, wo links ein halb verdecktes goldenes Licht durch die Wolken sticht. Dem Auge des Kenners offenbarte sich darin die unheilvolle Präsenz der Eris, jener Göttin, die zu dem Festmahl geladen hat. Bei der vorliegenden Kupfertafel handelt es sich um ein sogenanntes Kabinettbild, was nahelegt, dass es in kultivierter Gesellschaft betrachtet wurde, die zur darin enthaltenen Bilderzählung Überlegungen anstellte. Der Kenner wusste, dass Eris bald darauf den Zankapfel mit der Aufschrift „Der Schönsten“ unter die Gäste werfen wird. Die damit geschürte Eifersucht unter den Göttinnen führte in Verbindung mit dem darauf folgenden Parisurteil und der Unterstützung jeweils anderer Wettstreiter durch die zänkischen Götter schlussendlich zum Trojanischen Krieg und zur Zerstörung, die dieser nach sich zog. Letztlich ist die Fülle der hier dargebotenen Köstlichkeiten, ob Früchte oder Fleisch, ein Fingerzeig der Vanitas, die sich der drohenden Zerstörung, von welcher die hinter den Wolken verborgene, verschlagene Eris kündet, nicht gewahr ist.

Van Balen spielte im 17. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Erneuerung der flämischen Malerei. Er stand am Übergang zwischen der Generation seines Lehrmeisters Marten de Vos und jener seines eigen herausragenden Schülers Anthonis van Dyck. Van Balen stand den Antwerpener Romanisten vor, einer Bruderschaft von Künstlern, die in Rom studiert hatten. Die vorliegende Kupfertafel gibt einerseits die Prägung durch antike Statuen und Renaissancefresken der Ewigen Stadt zu erkennen, während ihr andererseits der geniale Sinn des Nordens für Licht, Fleisch und Texturen anhaftet.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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