Lot Nr. 15 -


Pieter Brueghel I., Nachfolger


Pieter Brueghel I., Nachfolger - Alte Meister I

Allegorie des Neides,
Öl auf Leinwand, 85 x 115 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Dorotheum, Wien, 23. Oktober 2018, Lot 126;
Privatsammlung, Vereinigtes Königreich

Das vorliegende Gemälde beruht auf einer sieben Blätter umfassenden Serie von Radierungen Pieter van der Heydens nach Entwürfen von Pieter Brueghel dem Älteren, die 1556/57 von Hieronymus Cock mit dem Titel Die sieben Laster in Antwerpen veröffentlicht wurde. Eine Allegorie des Hochmuts mit ähnlichen Maßen wurde am 10. November 2020 im Dorotheum in Wien (Lot 20) versteigert.

Nach seiner Rückkehr aus Rom festigte die Serie Brueghels Ruf als Nachfolger in der Tradition von Hieronymus Bosch (um 1450–1516); sie wurde zudem als schönstes Beispiel der Graphischen Kunst van der Heydens angesehen. Die Kanonisierung der Laster war im 6. Jahrhundert durch Papst Gregor dem Großen erfolgt. Zu ihnen zählt der Hochmut (Superbia), der Zorn (Ira), der Neid (Invidia), die Habsucht (Avaritia), die Trägheit (Acedia), die Völlerei (Gula) und die Wolllust (Luxuria). In der Reformationszeit intensivierte sich der theologische Diskurs über die Laster sowohl bei den Protestanten als auch bei den Katholiken. Dies bereitete einen günstigen Markt und veranlasste Cock, seine ambitionierte Serie zu publizieren. Brueghels Neuerung bestand darin, den an Bosch erinnernden dämonischen Formen und der fremdländischen Architektur genrehaften Szenen entgegenzusetzen, die das Leben des 16. Jahrhunderts evozierten.

In der Mitte des vorliegenden Bildes verschlingt eine von Dämonen besessene Frau mit einem Truthahn an ihrer Seite ihr eigenes Herz. (Brueghel setzte in jedem Blatt der Serie eine zentrale allegorische weibliche Figur ein, die jeweils eine Sünde verkörperte). Vermutlich bezieht sich die Darstellung auf ein Sprichwort, wonach jemand, der auf einen anderen eifersüchtig ist, vor Neid platzt (erblasst). Der Truthahn war erst kurz vor der Entstehung der Stichserie aus Nordamerika kommend in Europa bekannt geworden; seine Aufnahme in den Stich belegt Brueghels ikonografischen Erfindungsgeist. Das Sprichwort, das hinter der beim Schuster aufgereihten Figurengruppe links im Bild steckt, ist unklar, meint aber vielleicht „den Schuh am falschen Bein anhaben“ oder das neidvolle Denken an die Stellungen und Situationen anderer.

Der Stich, auf dem das Bild beruht, ist mit der lateinischen Inschrift “INVIDIA HORRENDVM MONSTRVM, SÆVISSIMA PESTIS” versehen und bedeutet so viel wie „Der Neid ist ein abscheuliches Monster, die grauenvollste Krankheit“. Die flämischen Verse darunter „Een onsterffelijcke doot es nijt / en wreede peste Een beest die haer seluen eet / met valschen moleste“ halten fest, dass der „Neid ewigen Tod und eine grausame Krankheit“ bedeutet und „eine Bestie ist, die sich selbst wegen verlogener Bösartigkeit auffrisst“. Man hat lange angenommen, dass die lateinischen Bildunterschriften Brueghels, dessen humanistische Bestrebungen dazu geführt hatten, dass er den Buchstaben „h“ aus dem Nachnamen wegließ, auf die Zusammenarbeit mit Dirck Volckertsz. Coornhert, dem Vater niederländischer humanistischer Gelehrsamkeit, zurückgehen. Maarten Bassens hat jedoch darauf hingewiesen, dass die Inschriften aufgrund einiger Fehler im Lateinischen, die Coornhert niemals gemacht haben würde, wohl auf den Verleger Hieronymus Cock zurückzuführen sind.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.11.2022 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 193.994,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 250.000,-

Pieter Brueghel I., Nachfolger


Allegorie des Neides,
Öl auf Leinwand, 85 x 115 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Dorotheum, Wien, 23. Oktober 2018, Lot 126;
Privatsammlung, Vereinigtes Königreich

Das vorliegende Gemälde beruht auf einer sieben Blätter umfassenden Serie von Radierungen Pieter van der Heydens nach Entwürfen von Pieter Brueghel dem Älteren, die 1556/57 von Hieronymus Cock mit dem Titel Die sieben Laster in Antwerpen veröffentlicht wurde. Eine Allegorie des Hochmuts mit ähnlichen Maßen wurde am 10. November 2020 im Dorotheum in Wien (Lot 20) versteigert.

Nach seiner Rückkehr aus Rom festigte die Serie Brueghels Ruf als Nachfolger in der Tradition von Hieronymus Bosch (um 1450–1516); sie wurde zudem als schönstes Beispiel der Graphischen Kunst van der Heydens angesehen. Die Kanonisierung der Laster war im 6. Jahrhundert durch Papst Gregor dem Großen erfolgt. Zu ihnen zählt der Hochmut (Superbia), der Zorn (Ira), der Neid (Invidia), die Habsucht (Avaritia), die Trägheit (Acedia), die Völlerei (Gula) und die Wolllust (Luxuria). In der Reformationszeit intensivierte sich der theologische Diskurs über die Laster sowohl bei den Protestanten als auch bei den Katholiken. Dies bereitete einen günstigen Markt und veranlasste Cock, seine ambitionierte Serie zu publizieren. Brueghels Neuerung bestand darin, den an Bosch erinnernden dämonischen Formen und der fremdländischen Architektur genrehaften Szenen entgegenzusetzen, die das Leben des 16. Jahrhunderts evozierten.

In der Mitte des vorliegenden Bildes verschlingt eine von Dämonen besessene Frau mit einem Truthahn an ihrer Seite ihr eigenes Herz. (Brueghel setzte in jedem Blatt der Serie eine zentrale allegorische weibliche Figur ein, die jeweils eine Sünde verkörperte). Vermutlich bezieht sich die Darstellung auf ein Sprichwort, wonach jemand, der auf einen anderen eifersüchtig ist, vor Neid platzt (erblasst). Der Truthahn war erst kurz vor der Entstehung der Stichserie aus Nordamerika kommend in Europa bekannt geworden; seine Aufnahme in den Stich belegt Brueghels ikonografischen Erfindungsgeist. Das Sprichwort, das hinter der beim Schuster aufgereihten Figurengruppe links im Bild steckt, ist unklar, meint aber vielleicht „den Schuh am falschen Bein anhaben“ oder das neidvolle Denken an die Stellungen und Situationen anderer.

Der Stich, auf dem das Bild beruht, ist mit der lateinischen Inschrift “INVIDIA HORRENDVM MONSTRVM, SÆVISSIMA PESTIS” versehen und bedeutet so viel wie „Der Neid ist ein abscheuliches Monster, die grauenvollste Krankheit“. Die flämischen Verse darunter „Een onsterffelijcke doot es nijt / en wreede peste Een beest die haer seluen eet / met valschen moleste“ halten fest, dass der „Neid ewigen Tod und eine grausame Krankheit“ bedeutet und „eine Bestie ist, die sich selbst wegen verlogener Bösartigkeit auffrisst“. Man hat lange angenommen, dass die lateinischen Bildunterschriften Brueghels, dessen humanistische Bestrebungen dazu geführt hatten, dass er den Buchstaben „h“ aus dem Nachnamen wegließ, auf die Zusammenarbeit mit Dirck Volckertsz. Coornhert, dem Vater niederländischer humanistischer Gelehrsamkeit, zurückgehen. Maarten Bassens hat jedoch darauf hingewiesen, dass die Inschriften aufgrund einiger Fehler im Lateinischen, die Coornhert niemals gemacht haben würde, wohl auf den Verleger Hieronymus Cock zurückzuführen sind.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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