Lot Nr. 4


Gustav Klimt


(Wien 1862-1918)
Auf der Seite liegender Akt nach rechts (Studie für "Wasserschlangen II", 2. Zustand), um 1905/06, Nachlassstempel, rückseitig doppelt nummeriert 071 und schwach lesbar bezeichnet 211, roter Farbstift auf Papier, 37,1 x 56 cm

Alice Strobl erwähnt, dass die kleinen Nummern in Bleistift, wie hier „211", als sogenannte „Zählnummern" für den Nachlass von Gustav Klimt verwendet wurden (vgl. Strobl, IV, S. 221).

Verzeichnet und abgebildet:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Das zeichnerische Werk 1904-1912, Bd. II, Verlag der Galerie Welz, Salzburg 1982, Nr. 1471

Provenienz:
August (1857-1936) und Serena (1867-1943) Lederer, Wien
Erich Lederer (1896-1985), Wien & Genf bis nach 1982
Privatsammlung, Österreich

Austellung:
Essen, Museum Folkwang 1976, Gustav Klimt. Zeichnungen aus der Albertina und aus Privatbesitz, 30. Januar - 14. März 1976, Kat.-Nr. 50, Abb. in Farbe

Wir danken Marian Bisanz-Prakken für die Begutachtung dieses Werkes im Original und für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Werkes.


Die Zeichnung eines seitlich liegenden, dem Betrachter halb zugewandten Modells gehört zur großen Gruppe von Studien, die Klimts Produktion der zweiten, 1907 vollendeten Fassung des Gemäldes „Wasserschlangen II“ begleiten (siehe Kat. Nr. 2). Diese Blätter, die von Alice Strobl um 1905/06 datiert werden, gehen über die gemalten Figuren oft weit hinaus und wirken durch ihren in sich geschlossenen Charakter als autonome Werke.

Ebenso wie in den 1904 entstandenen Studien für die erste Fassung des Gemäldes wird das Thema des endlosen Fließens in zahlreichen Varianten erprobt. Es dominiert das horizontale Papierformat, wobei sich die ausgestreckt Liegenden ihren verträumten, oft erotisch geprägten Stimmungen hingeben. Als Zeichner wagt Klimt sich in diesem Kontext auch an Tabuthemen wie die gleichgeschlechtliche Liebe oder die Masturbation heran.

Demgegenüber wird die hier gezeigte, mit Rotstift gezeichnete Aktfigur durch einen Ausdruck des inneren Rückzugs oder durch einen Zustand des Schlafs geprägt; das für uns sichtbare, geschlossene Auge und der leicht geöffnete Mund lässt beide Interpretationen zu. Der hagere, leicht angehobene Körper scheint von einer Welle getragen zu werden – ein Eindruck, der durch die Kräuselungen der Textilunterlage noch verstärkt wird. Anstelle der akribisch scharfen Linien der 1904 gezeichneten Arbeiten zeigen sich hier weicher umrissene Formen, wobei das Rot ein Element der Wärme und des Lebens mit sich bringt.
(Marian Bisanz-Prakken)

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at

22.05.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 143.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Gustav Klimt


(Wien 1862-1918)
Auf der Seite liegender Akt nach rechts (Studie für "Wasserschlangen II", 2. Zustand), um 1905/06, Nachlassstempel, rückseitig doppelt nummeriert 071 und schwach lesbar bezeichnet 211, roter Farbstift auf Papier, 37,1 x 56 cm

Alice Strobl erwähnt, dass die kleinen Nummern in Bleistift, wie hier „211", als sogenannte „Zählnummern" für den Nachlass von Gustav Klimt verwendet wurden (vgl. Strobl, IV, S. 221).

Verzeichnet und abgebildet:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Das zeichnerische Werk 1904-1912, Bd. II, Verlag der Galerie Welz, Salzburg 1982, Nr. 1471

Provenienz:
August (1857-1936) und Serena (1867-1943) Lederer, Wien
Erich Lederer (1896-1985), Wien & Genf bis nach 1982
Privatsammlung, Österreich

Austellung:
Essen, Museum Folkwang 1976, Gustav Klimt. Zeichnungen aus der Albertina und aus Privatbesitz, 30. Januar - 14. März 1976, Kat.-Nr. 50, Abb. in Farbe

Wir danken Marian Bisanz-Prakken für die Begutachtung dieses Werkes im Original und für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Werkes.


Die Zeichnung eines seitlich liegenden, dem Betrachter halb zugewandten Modells gehört zur großen Gruppe von Studien, die Klimts Produktion der zweiten, 1907 vollendeten Fassung des Gemäldes „Wasserschlangen II“ begleiten (siehe Kat. Nr. 2). Diese Blätter, die von Alice Strobl um 1905/06 datiert werden, gehen über die gemalten Figuren oft weit hinaus und wirken durch ihren in sich geschlossenen Charakter als autonome Werke.

Ebenso wie in den 1904 entstandenen Studien für die erste Fassung des Gemäldes wird das Thema des endlosen Fließens in zahlreichen Varianten erprobt. Es dominiert das horizontale Papierformat, wobei sich die ausgestreckt Liegenden ihren verträumten, oft erotisch geprägten Stimmungen hingeben. Als Zeichner wagt Klimt sich in diesem Kontext auch an Tabuthemen wie die gleichgeschlechtliche Liebe oder die Masturbation heran.

Demgegenüber wird die hier gezeigte, mit Rotstift gezeichnete Aktfigur durch einen Ausdruck des inneren Rückzugs oder durch einen Zustand des Schlafs geprägt; das für uns sichtbare, geschlossene Auge und der leicht geöffnete Mund lässt beide Interpretationen zu. Der hagere, leicht angehobene Körper scheint von einer Welle getragen zu werden – ein Eindruck, der durch die Kräuselungen der Textilunterlage noch verstärkt wird. Anstelle der akribisch scharfen Linien der 1904 gezeichneten Arbeiten zeigen sich hier weicher umrissene Formen, wobei das Rot ein Element der Wärme und des Lebens mit sich bringt.
(Marian Bisanz-Prakken)

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Moderne
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 22.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 22.05.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.