EMANZIPATION DER MODERNEN KÜNSTLERIN

Wiener Werkstätte-Keramik u. a. von Vally Wieselthier und Josef-Hoffmann-Arbeiten bei Jugendstil-Auktion am 11. Dezember 2023


In kaum einer Zeit erlebte die angewandte Kunst eine solche Blüte wie in der Moderne. Das Fin de Siècle brachte – ganz im Sinne des Gesamtkunstwerks – ein wunderbar neues Design hervor. Am 11. Dezember 2023 werden im Dorotheum bei der Auktion für Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts ausgewählte Stücke aus der Wiener Werkstätte und anderen renommierten Manufakturen, wie den Glaswerkstätten in Nancy oder Murano, versteigert.

Unterschätzte Künstlerinnen

Künstlerinnen waren um die Jahrhundertwende in ihrem Schaffen nicht frei. Der Zugang zu den klassischen Disziplinen der Kunst war ihnen meist verwehrt. So waren sie stärker in Bereichen tätig, die als weiblich galten: Mode und Kunsthandwerk. Den künstlerischen Zugang zu ihren Arbeiten konnten allerdings die Frauen verwirklichen, die in der Künstlerwerkstätte der Wiener Werkstätte arbeiteten: Vally Wieselthier, Dina Kuhn und Gudrun Baudisch-Wittke sind herausragende Beispiele. Ihre Kunstwerke verkörpern einen international einzigartigen kreativen Zugang.

Von Vally Wieselthier kommt eine 71 Zentimeter große, kniende Keramikfigur mit Blumenhose zur Auktion. Der besondere Reiz von Wieselthiers Figuren besteht im Gegensatz von kräftiger Farbgebung und expressiver Dekoration einerseits und der Zurückhaltung in Gestik und Mimik andererseits. Als dynamische Komponente verbindet das wehende Tuch die Figur. Zwischen der Statik der unnatürlichen Haltung und der Bewegtheit des Tuches entsteht ein lebendiger Kontrast. Der Schätzwert liegt bei 25.000 bis 40.000 Euro

Dina Kuhns große Figurengruppe aus 1927 „Diana“, gefertigt in den Bimini Werkstätten, ist mit 4.500 bis 7.000 Euro geschätzt. Ebenfalls 1927 entstanden ist eine Version von Gudrun Baudischs berühmten Köpfen (€ 6.000–10.000).

Große Persönlichkeiten der Wiener Moderne

Mit Josef Hoffmann ist ein großer Star und Mitbegründer der Wiener Werkstätte in der Auktion vertreten. Von ihm stammt u. a. eine große silberne Jardinière von 1906 (€ 18.000–30.000), eine weitere Jardinière von 1913 (€ 9.000–15.000) oder ein Paar silberne Vasen, entworfen 1914 (€ 9.000–15.000).

Das Enfant terrible des modernen Wiens, Adolf Loos, ist ohne Zweifel einer der innovativsten Architekten der Jahrhundertwende. Seine Hängelampe "Dodekaeder“ aus Messing und Glas, entworfen 1902/03, geht mit einer Schätzung von13.000 bis 20.000 Euro in die Auktion.

Ein ganz besonderes Objekt für Liebhaber:innen des Jugendstils stellen die beiden Korbsessel dar, die von Gustav Klimt und Emilie Flöge im Garten der Villa Oleander (1908–1912) und beim Forsthaus Weißenbach (1914 – 1916) am Attersee verwendet wurden (€ 15.000–25.000). Während dieser Sommerfrische entwarf Klimt u. a. den Fries im Speisesaal des Palais Stoclet in Brüssel.

Internationale Moderne

Das Pariser Art decó wird von einem seiner wichtigsten Künstler, von Demétre Chiparus, repräsentiert. Seine Skulpturen verkörpern mit ihrer Eleganz und ihrem Luxus den Geist der Zeit auf ihrem Höhepunkt.  "Les Amis de toujours", eine 41 Zentimeter hohe Bronze aus dem Jahr 1925, ist mit 20.000 bis 25.000 Euro bewertet.

Das große, 24-teilige Service "1001 Nacht" aus Meissner Porzellan darf als weiteres Highlight dieser Auktion gelten. Der Entwurf stammt aus dem Jahr 1966/67, das Modell stammt von Ludwig Zepner, der Dekor von Prof. Heinz Werner (€ 12.000–18.000).

 

Jugendstil & Angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts
Auktionsdatum 11. Dezember 2023, 15 Uhr
Besichtigung ab 5. Dezember 2023
Ort Palais Dorotheum
Dorotheergasse 17
1010 Wien
Expertin Dr. Magda Pfabigan
Tel. +43-1-515 60-383
magda.pfabigan@dorotheum.at

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