GESTALTER DER MODERNE

Arbeiten von Josef Hoffmann, Adolf Loos und Démetre Chiparus bei Auktion „Jugendstil & Angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts“ am 7. Juni 2023.


Wiener Innovationsgeist
Weg von der verstaubten Formensprache des Historismus: Mit Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dagobert Peche sind drei der Designer der Wiener Werkstätte bei der Jugendstil-Auktion des Dorotheum am 7. Juni 2023 vertreten. Anstelle von industrieller Massenproduktion wurden originelle Ideen und handwerkliche Ausführung gefördert. Geometrische und innovative Formen anstatt der floralen Ornamente des frühen Jugendstils zeichnen die Entwürfe der Wiener Werkstätte aus, etwa Josef Hoffmanns „Likörservice“, das mit einem Schätzwert von 15.000 bis 25.000 Euro zur Auktion kommt, ebenso wie Koloman Mosers „Bonbonkörbchen“ (€ 6.000–10.000). Als kreativstes Mitglied der Wiener Werkstätte gilt Dagobert Peche, der bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1923 besonders innovative Arbeiten schuf, etwa ein Stickbild mit zwei Köpfen im Dreiviertelprofil (€ 9.000–15.000).

Zwei weitere Highlights der Auktion wurden bei Wienerberger produziert: Michael Powolnys seltener „Papageno“-Putto von um 1916/20 (€ 30.000–50.000), sowie ein Springbrunnen von Otto Prutscher (€ 8.000–15.000).

Josef Hoffmann und Adolf Loos: Zwei Rivalen, zwei Stühle
Die gestalterischen Innovationen Josef Hoffmanns zeigen sich auch in den Sitzmöbeln, die der Allrounder Anfang des 20. Jahrhunderts für die Firma Jacob & Josef Kohn entwarf, beispielsweise vier Fauteuils des Models Nr. 720 (€ 14.000–20.000). Für dieselbe Firma entwarf Hoffmann 1901 den Lehnstuhl mit dem fantastischen Namen „Sitzmaschine“, der auch im Sanatorium Purkersdorf – dessen Pläne ebenfalls von Hoffmann stammen – Verwendung fand (€ 14.000–20.000).

Eine weitere Sitzgelegenheit, entworfen von Hoffmanns prominentem Konkurrenten Adolf Loos, der „Knieschwimmer“-Fauteuil aus den Jahren 1906/07 (€ 10.000–15.000), zeigt im Vergleich mit der „Sitzmaschine“ die sehr unterschiedlichen gestalterischen Prinzipien der beiden Wegbereiter der Moderne. Auf der einen Seite stand Josef Hoffmann, 1897 Gründungsmitglied der Wiener Secession und 1903 Mitbegründer der Wiener Werkstätte. Auf der anderen Seite Adolf Loos, der Hoffmanns Stil vehement ablehnte, woran die polemische Schrift „Ornament und Verbrechen“ (1908) keinen Zweifel lässt.

Eleganz und Anmut bei Démetre Chiparus
Kaum ein anderer Bildhauer verkörpert den Zeitgeist des Paris der 1920er-Jahre so wie Démetre Chiparus. Die Ballets Russes, die 1909 von Sergei Djagilew gegründet wurden, waren seine wichtigste Inspirationsquelle. Seine fein gearbeiteten Statuetten stellten meist Tänzerinnen in grazilen Posen und kunstvollen Kostümen dar. Besonders fasziniert war die Gesellschaft Mitte der 1920er von außereuropäischen Tänzen, wovon etwa die Statuette „Ägyptische Tänzerin“ von ca. 1925 zeugt (€ 10.000–15.000). Die „Roaring Twenties“ und frühen 1930er-Jahre gelten als der Höhepunkt von Chiparus‘ Karriere, doch nach dem glorreichen Aufstieg blieb der Fall nicht aus: Gemeinsam mit seiner langjährigen Gefährtin und späteren Ehefrau Julien Luilllier lebte er auf übergroßem Fuß. Aufgrund ihres extravaganten Lebensstil bereits verschuldet, verarmte das Paar mit Ausbruch des 2. Weltkriegs endgültig. Chiparus‘ fantasievolle Skulpturen bleiben Zeugnisse eines vergänglichen goldenen Jahrzehnts, so auch „Les Amis de toujours“ (€ 22.000–30.000).

Die Goldenen Zwanziger und Faszination für Tanz leben auch in einem besonders wertvollen Sammlerstück des deutschen Künstlers Ferdinand Preiss weiter: Die um 1925 in Berlin geschaffene „Fackeltänzerin“ aus Bronze kommt mit 22.000 bis 30.000 Euro Schätzwert zur Auktion.

 

JUGENDSTIL & ANGEWANDTE KUNST DES 20. JAHRHUNDERTS
Online Auktion 7. Juni 2023, 15 Uhr
Besichtigung 1.–7. Juni 2023
Auktionsort Palais Dorotheum
Dorotheergasse 17
1010 Wien
Expertin Dr. Magda Pfabigan
magda.pfabigan@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-383

 


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