Reisende an einem Fluss in einer felsigen Landschaft mit Ruinen, monogrammiert und datiert; L. C. MDCCX, Öl auf Leinwand, 86,5 x 127 cm, gerahmt

Literatur:
Ausst. Kat. Vittorio Amedeo Cignaroli. Un paesaggista alla corte dei Savoia e la sua epoca, Turin 2001, S. 125, mit Farbabb.

Ausgestellt:
Vittorio Amedeo Cignaroli. Un paesaggista alla corte dei Savoia e la sua epoca, Fondazione Accorsi, Turin, Dezember 2001 – März 2002, Nr. 20

Wir danken Professor Filippo Pedrocco, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde ist typisch für Carlevarijs’ Schaffen der ersten Jahre der zweiten Dekade des 18. Jahrhunderts. In diesem Zeitraum wandte er sich immer wieder Bildthemen zu, die er vermutlich unter Bezugnahme auf seine während seiner Reisen zwischen Venedig und Rom entstandenen Zeichnungen umsetzte. Es wird von einer Reise nach Rom berichtet, von der er 1698 nach Venedig zurückgekehrt sein soll. Eine ähnliche Gruppe von Maultieren wie in der vorliegenden Komposition taucht in einer Tuschzeichnung Carlevarijs’ auf, die sich im Gabinetto delle Stampe e dei Disegni des Museo Correr in Venedig befindet (siehe T. Pignatti und F. Pedrocco, Disegni antichi del Museo Correr, Venedig 1980, S. 140).

Carlevarijs’ lichterfüllte Farbigkeit und Bildsprache, durch die sich auch das vorliegende Werk auszeichnet, übten großen Einfluss auf die Landschaftsmalerei des aus Belluno stammenden Marco Ricci aus, vor allem auf dessen Temperaarbeiten. Carlevarjis ist jedoch vor allem durch seinen wichtigen Beitrag zur Vedutenmalerei bekannt.

Während seines Aufenthalts in Rom gegen Ende des 17. Jahrhunderts muss Carlevarijs auf die Vedutenmalerei und die Capricci von Gaspar van Wittel, genannt Vanvitelli, aufmerksam geworden sein. Nach seiner Rückkehr nach Venedig machte er sich mit ähnlichen Gemälden, etwa Seehafen und Piazzetta (Udine, Museo Civico) einen Namen. 1703 veröffentlichte er sein berühmtes Werk Le fabriche e vedute di Venezia disegnate poste in prospettiva et intagliate da Luca Carlevaris mit 104 Ansichten Venedigs. Es handelt sich um die umfassendste topografische Aufnahme der Stadt, die jemals geschaffen wurde und vielen venezianischen Vedutenmalern das gesamte 18. Jahrhundert hindurch als Vorlage diente. Es gibt keinen Hinweis, dass Canaletto je bei ihm gelernt hätte, doch muss der jüngere Künstler unter dem Einfluss von Carlevaris’ Gemälden und Stichen gestanden haben.