Lot Nr. 5


Frans Francken II


Frans Francken II - Alte Meister

(Antwerpen 1581–1642) Der Mensch, der sich zwischen Tugenden und Lastern entscheiden muss, signiert und datiert unten links: Do ffranck fecit. Ao 1635 (vermutlich eher als 1633) Öl auf Holz (der große Bildträger aus mehreren Holztafeln ist absolut plan, er trägt einen Kreidegrund und einen Leimanstrich und weist Reste von zwei Siegeln auf), 142 x 210,8 cm, gerahmt

Provenienz: Geschenk der Stadt Antwerpen an Peter Joseph von Franken-Siersdorf, Bischof von Antwerpen (gest. 1727); seit 1817 in der Sammlung der Grafen von Sierstorpff, Schloss Driburg/ Westfalen; Auktion Lepke, Berlin, 19.04.1887, Lot 71; Auktion v. d. Porten, Hannover, 13.12.1949;Privatsammlung, Berlin.

Literatur: Kat. der Sammlung Graf Sierstorpff, Braunschweig 1817, S. 33–45 (dort heißt es zu unserem Bild: “Mit diesem Stücke will ich die Beschreibung anfangen, da es als Erbschafts-Stück die nächste Veranlassung zu meiner Gemälde-Sammlung gegeben hat... Alles ist kräftig, warm und schön coloriert, und das ganze auf Holz gemalte Bild vollkommen wohl erhalten und als ein seltenes Kunstwerk anzusehen. Es ist ein Erbstück meines Grossoheims, der Bischof zu Antwerpen war, eine Sammlung von Gemälden hatte, und dieses Stück von der Stadt Antwerpen zum Geschenke erhalten hat...”); L. Schücking und F. Freiligrath, Das malerische und romantische Westphalen, Paderborn 1872, S. 80–83; H. Riegel, Beiträge zur niederländischen Kunstgeschichte, 2 Bde., Berlin 1882, S. 80 (Faksimile der Signatur); “Weltkunst”, 1949, S. 12 (mit Abb.); Ursula Härting, Studien zur Kabinettbildmalerei des Frans Francken II (Phil. Diss.), Hildesheim-Zürich-New York 1983, WVZ-Nr. A262 und S. 185, Anm. 437; U. Härting, Frans Francken II, Freren 1989, S. 342f., WVZ-Nr. 362.

Herr Univ.?Doz. Dr. Werner Telesko, dem wir für seine Hilfe bei der Bearbeitung dieses Bildes danken, schreibt zu seinem vielschichtigen ikonographischen Gehalt: “Das vorliegende Gemälde ist in kompositioneller und inhaltlicher Hinsicht in mehrere Zonen gegliedert. Zentrales Augenmerk hinsichtlich einer ikonographischen Deutung muss die sitzende Figur mit Pilgerstab und ?tasche im rechten Teil beanspruchen, die als “anima christiana”, die den Pilgercharakter des menschlichen Lebens verdeutlichen soll, fungiert. Von links drängen Vertreter der Antike und des Alten Testaments herein, die im Begriff sind, der “anima christiana” Insignien (Schwert, Szepter, Krone, Globus bzw. Reichsapfel) zu überreichen. Auf einem Tisch sind die Reichtümer der Welt angehäuft.

Als verdeckte Anspielung ist in der Figur des Hirten kein anderer als Paris zu erkennen, der bekanntlich von Juno, Pallas Athene und Venus mit Geschenken bedrängt wird. Diese drei Göttinnen treten auch im Gemälde Franckens auf: links Juno mit den Gütern des irdischen Reichtums, in der Mitte Athene und rechts Venus, die auf eine im Bett liegende Frau verweist - eine offensichtliche Anspielung auf Helena, für die sich Paris entscheiden wird. Fortuna als Göttin des Schicksals neben Paris steht demnach auch für das schwerwiegende Schicksal (Trojanischer Krieg), das mit der Entscheidung von Paris verbunden ist; dahinter tritt der Götterbote Hermes auf, der zu Paris vor dessen Entscheidung auf den Berg Ida kommt, wo dieser als Hirte weilt. Der Typus des Hirten wird deshalb häufig ikonografisch auch auf Paris selbst übertragen. Die mythologischen Anspielungen sind aber nicht mehr als eine fein eingewobene Textur, auf der Francken höchst kunstvoll eine christliche Allegorie entwickelt, die das Paris-Urteil zum Anlass nimmt, um in der Folge die Entscheidung des Menschen am Scheideweg darzustellen ("Paris christianus") - ein äußerst raffinierter Schachzug, der selbst für Franckens komplexe Themenfindungen aussergewöhnlich ist.

Die Tugendgruppe im Zentrum mit den drei katholischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung (nach 1 Kor 13, 13), hier ergänzt um die klassischen Tugendhelden Herkules und Minerva, leitet zum rechten Teil der Komposition über, besitzt aber auch die wichtige Funktion, auf den oberen Abschluß des Gemäldes mit der Engelsglorie und dem hebräischen Tetragramm (für Jahwe) hinzuweisen. Ein Putto mit der Lorbeer? und Zackenkrone (als unterer Abschluß dieser Glorie) ist auf die Krönung des “Siegers” bzw. Helden und somit auf die Belohnung der irdischen Ruhmestaten der Menschen bezogen. In der rechten Gruppe wird die “anima christiana” von den Lastern des Lebens bezirzt: Fortuna als wechselhaftes Schicksal (auf dem Globus) und Venus bedrängen den Sitzenden. Hinter dieser Gruppe befindet sich Merkur. Venus leitet mit der Linken zu einer Frau im Bett über, die auf die fleischliche Liebe verweisen soll, ergänzt rechts durch Bacchus und die Abundantia (mit Füllhorn), hier als Personifikation der Fruchtbarkeit der Erde. Die besondere Bedeutung, welche die “richtige” (tugendhafte) Entscheidung des Menschen besitzt, kommt im unteren Abschnitt zum Ausdruck, der die Schrecken der Hölle (mit dem Teufel vor dem Höllentor im Zentrum) versinnbildlicht, die in persiflierender Weise als “Triumphzug” eines Affen (links) gestaltet sind und damit das Krönungsmotiv des oberen Abschnittes ins Negative verkehren. Tod (links) und Chronos, der für die irdische Zeit steht (rechts) rahmen diese Gruppe von Tanzenden und Singenden, die durch die Gegenüberstellung von Tod/ Hölle links und Amorknabe rechts eine antithetische Note erhält, die auch das Gemälde insgesamt zu charakterisieren vermag.” Schon im Katalog der Lepke - Versteigerung von 1887 heißt es zu diesem Gemälde völlig zu Recht: “Ein Meisterwerk, ungleich bedeutender als die sonst bekannten Galeriebilder des Künstlers...”.

Ohne Frage ist dieses Bild ein Meisterwerk und eines der Hauptwerke Franckens, nicht nur wegen seiner vielschichtigen Ikonographie, sondern vor allem aufgrund der in allen Details zu erkennenden künstlerischen Qualität. Frau Dr. Ursula Härting, Verfasserin des Werkverzeichnisses zu Frans Francken d. J., schreibt in ihrem ausführlichen Gutachten: “Bei dem mir im Original bekannten Gemälde handelt es sich um eine vieldeutige und tiefgründige Allegorie, und vor allem um ein Meisterwerk von der Hand des flämischen Figurenmalers Frans Francken d. J. (1581–1642). Francken wurde zeitgenössisch für seine vielfigurigen Szenen gelobt, wie es das vorliegende Bild auf eindrucksvolle Weise präsentiert.... Keine Komposition in Franckens großem Oeuvre ist derartig meisterhaft angelegt und qualitätvoll gemalt wie diese. Es werden sich im Lauf der Forschung sicherlich weitere und vielleicht schlüssigere Deutungsebenen offenbaren. Viele seiner figürlichen Motive sind Zitate und noch nicht erkannt. Es ist die Frage, ob nicht eine musikalische Aufführung seiner Komposition zugrunde liegt, da das Bild wie eine Bühne gestaltet ist und die Reihung der Einzelszenen an zeitgenössische “sprechende Bilder” erinnert... Noch bleiben viele innerbildliche Bezüge rätselhaft und ein schlüssiger Bildtitel fehlt, doch noch heute muss man sich der Beurteilung von Kaspar Heinrich von Sierstorpff... anschliessen, dass “dieses Meisterwerk ‘vollkommen wohl und als ein seltenes Kunstwerk anzusehen ist’ ...”.

Frau Dr. Härting schlägt eine neue Interpretationsebene vor: “Als Dreh? und Angelpunkt von Franckens überaus monumentaler Komposition steht in der Mitte, dem Ort, von dem die zentrale Aussage dieses Gemäldes ausgehen wird, die antike Göttin Minerva, Göttin der Weisheit, unter einer Engelsglorie mit dem eingeschriebenen Zeichen für Gott. Zu Franckens Lebzeiten galt Minerva nicht nur als Personifikation der Weisheit, sondern auch als Beschützerin der Künste... Bedeutsam erscheint, dass Minerva in der Mitte der Komposition steht. Es könnte sich um Minervas Präsentation der literarischen Quellen aus Historie und Mythologie, aus Ideen und Ideologie handeln, deren philosophische, humanistische Gedanken szenisch und musikalisch auf die Bühne gebracht werden können, Stoffe der Bühne und natürlich der Malerei. Minerva, Schutzherrin der Künste, mag hier ein Kompendium der literarischen und musikalischen Sujets offenbaren, die die Bildende wie die Darstellende Kunst in Sprech? und Musiktheater vorführen können, zu Nutzen und Erbauung des Publikums. Die Reihung der vielen Einzelszenen erführe mit dieser Darbietung so vieler Einzelmotive ihre Begründung...”.

Frau Dr. Härting schreibt am Ende ihrer Ausführungen: “Keine Komposition in Franckens großem Oeuvre ist derartig meisterhaft angelegt und qualitätvoll gemalt wie diese (in einer Anmerkung: in keinem Detail erkenne ich eine andere Hand als die seine). Farblich ausgewogen, heiter und gefällig, minutiös im Detail, perspektivisch korrekt, in Gestik und Ausdruck unnachahmlich graziös, hier bewährt sich Frans Francken d. J. als Kleinfigurenmaler von höchstem Rang, dazu im monumentalen Format. Unterhaltsam wirkt sein theatralisches Pandämonium, ansprechend, amüsant und harmonisch seine Figurenwelt, an der man sich im wahrsten Sinne ergötzen kann...”.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

21.04.2010 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 7.022.300,-
Schätzwert:
EUR 400.000,- bis EUR 500.000,-

Frans Francken II


(Antwerpen 1581–1642) Der Mensch, der sich zwischen Tugenden und Lastern entscheiden muss, signiert und datiert unten links: Do ffranck fecit. Ao 1635 (vermutlich eher als 1633) Öl auf Holz (der große Bildträger aus mehreren Holztafeln ist absolut plan, er trägt einen Kreidegrund und einen Leimanstrich und weist Reste von zwei Siegeln auf), 142 x 210,8 cm, gerahmt

Provenienz: Geschenk der Stadt Antwerpen an Peter Joseph von Franken-Siersdorf, Bischof von Antwerpen (gest. 1727); seit 1817 in der Sammlung der Grafen von Sierstorpff, Schloss Driburg/ Westfalen; Auktion Lepke, Berlin, 19.04.1887, Lot 71; Auktion v. d. Porten, Hannover, 13.12.1949;Privatsammlung, Berlin.

Literatur: Kat. der Sammlung Graf Sierstorpff, Braunschweig 1817, S. 33–45 (dort heißt es zu unserem Bild: “Mit diesem Stücke will ich die Beschreibung anfangen, da es als Erbschafts-Stück die nächste Veranlassung zu meiner Gemälde-Sammlung gegeben hat... Alles ist kräftig, warm und schön coloriert, und das ganze auf Holz gemalte Bild vollkommen wohl erhalten und als ein seltenes Kunstwerk anzusehen. Es ist ein Erbstück meines Grossoheims, der Bischof zu Antwerpen war, eine Sammlung von Gemälden hatte, und dieses Stück von der Stadt Antwerpen zum Geschenke erhalten hat...”); L. Schücking und F. Freiligrath, Das malerische und romantische Westphalen, Paderborn 1872, S. 80–83; H. Riegel, Beiträge zur niederländischen Kunstgeschichte, 2 Bde., Berlin 1882, S. 80 (Faksimile der Signatur); “Weltkunst”, 1949, S. 12 (mit Abb.); Ursula Härting, Studien zur Kabinettbildmalerei des Frans Francken II (Phil. Diss.), Hildesheim-Zürich-New York 1983, WVZ-Nr. A262 und S. 185, Anm. 437; U. Härting, Frans Francken II, Freren 1989, S. 342f., WVZ-Nr. 362.

Herr Univ.?Doz. Dr. Werner Telesko, dem wir für seine Hilfe bei der Bearbeitung dieses Bildes danken, schreibt zu seinem vielschichtigen ikonographischen Gehalt: “Das vorliegende Gemälde ist in kompositioneller und inhaltlicher Hinsicht in mehrere Zonen gegliedert. Zentrales Augenmerk hinsichtlich einer ikonographischen Deutung muss die sitzende Figur mit Pilgerstab und ?tasche im rechten Teil beanspruchen, die als “anima christiana”, die den Pilgercharakter des menschlichen Lebens verdeutlichen soll, fungiert. Von links drängen Vertreter der Antike und des Alten Testaments herein, die im Begriff sind, der “anima christiana” Insignien (Schwert, Szepter, Krone, Globus bzw. Reichsapfel) zu überreichen. Auf einem Tisch sind die Reichtümer der Welt angehäuft.

Als verdeckte Anspielung ist in der Figur des Hirten kein anderer als Paris zu erkennen, der bekanntlich von Juno, Pallas Athene und Venus mit Geschenken bedrängt wird. Diese drei Göttinnen treten auch im Gemälde Franckens auf: links Juno mit den Gütern des irdischen Reichtums, in der Mitte Athene und rechts Venus, die auf eine im Bett liegende Frau verweist - eine offensichtliche Anspielung auf Helena, für die sich Paris entscheiden wird. Fortuna als Göttin des Schicksals neben Paris steht demnach auch für das schwerwiegende Schicksal (Trojanischer Krieg), das mit der Entscheidung von Paris verbunden ist; dahinter tritt der Götterbote Hermes auf, der zu Paris vor dessen Entscheidung auf den Berg Ida kommt, wo dieser als Hirte weilt. Der Typus des Hirten wird deshalb häufig ikonografisch auch auf Paris selbst übertragen. Die mythologischen Anspielungen sind aber nicht mehr als eine fein eingewobene Textur, auf der Francken höchst kunstvoll eine christliche Allegorie entwickelt, die das Paris-Urteil zum Anlass nimmt, um in der Folge die Entscheidung des Menschen am Scheideweg darzustellen ("Paris christianus") - ein äußerst raffinierter Schachzug, der selbst für Franckens komplexe Themenfindungen aussergewöhnlich ist.

Die Tugendgruppe im Zentrum mit den drei katholischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung (nach 1 Kor 13, 13), hier ergänzt um die klassischen Tugendhelden Herkules und Minerva, leitet zum rechten Teil der Komposition über, besitzt aber auch die wichtige Funktion, auf den oberen Abschluß des Gemäldes mit der Engelsglorie und dem hebräischen Tetragramm (für Jahwe) hinzuweisen. Ein Putto mit der Lorbeer? und Zackenkrone (als unterer Abschluß dieser Glorie) ist auf die Krönung des “Siegers” bzw. Helden und somit auf die Belohnung der irdischen Ruhmestaten der Menschen bezogen. In der rechten Gruppe wird die “anima christiana” von den Lastern des Lebens bezirzt: Fortuna als wechselhaftes Schicksal (auf dem Globus) und Venus bedrängen den Sitzenden. Hinter dieser Gruppe befindet sich Merkur. Venus leitet mit der Linken zu einer Frau im Bett über, die auf die fleischliche Liebe verweisen soll, ergänzt rechts durch Bacchus und die Abundantia (mit Füllhorn), hier als Personifikation der Fruchtbarkeit der Erde. Die besondere Bedeutung, welche die “richtige” (tugendhafte) Entscheidung des Menschen besitzt, kommt im unteren Abschnitt zum Ausdruck, der die Schrecken der Hölle (mit dem Teufel vor dem Höllentor im Zentrum) versinnbildlicht, die in persiflierender Weise als “Triumphzug” eines Affen (links) gestaltet sind und damit das Krönungsmotiv des oberen Abschnittes ins Negative verkehren. Tod (links) und Chronos, der für die irdische Zeit steht (rechts) rahmen diese Gruppe von Tanzenden und Singenden, die durch die Gegenüberstellung von Tod/ Hölle links und Amorknabe rechts eine antithetische Note erhält, die auch das Gemälde insgesamt zu charakterisieren vermag.” Schon im Katalog der Lepke - Versteigerung von 1887 heißt es zu diesem Gemälde völlig zu Recht: “Ein Meisterwerk, ungleich bedeutender als die sonst bekannten Galeriebilder des Künstlers...”.

Ohne Frage ist dieses Bild ein Meisterwerk und eines der Hauptwerke Franckens, nicht nur wegen seiner vielschichtigen Ikonographie, sondern vor allem aufgrund der in allen Details zu erkennenden künstlerischen Qualität. Frau Dr. Ursula Härting, Verfasserin des Werkverzeichnisses zu Frans Francken d. J., schreibt in ihrem ausführlichen Gutachten: “Bei dem mir im Original bekannten Gemälde handelt es sich um eine vieldeutige und tiefgründige Allegorie, und vor allem um ein Meisterwerk von der Hand des flämischen Figurenmalers Frans Francken d. J. (1581–1642). Francken wurde zeitgenössisch für seine vielfigurigen Szenen gelobt, wie es das vorliegende Bild auf eindrucksvolle Weise präsentiert.... Keine Komposition in Franckens großem Oeuvre ist derartig meisterhaft angelegt und qualitätvoll gemalt wie diese. Es werden sich im Lauf der Forschung sicherlich weitere und vielleicht schlüssigere Deutungsebenen offenbaren. Viele seiner figürlichen Motive sind Zitate und noch nicht erkannt. Es ist die Frage, ob nicht eine musikalische Aufführung seiner Komposition zugrunde liegt, da das Bild wie eine Bühne gestaltet ist und die Reihung der Einzelszenen an zeitgenössische “sprechende Bilder” erinnert... Noch bleiben viele innerbildliche Bezüge rätselhaft und ein schlüssiger Bildtitel fehlt, doch noch heute muss man sich der Beurteilung von Kaspar Heinrich von Sierstorpff... anschliessen, dass “dieses Meisterwerk ‘vollkommen wohl und als ein seltenes Kunstwerk anzusehen ist’ ...”.

Frau Dr. Härting schlägt eine neue Interpretationsebene vor: “Als Dreh? und Angelpunkt von Franckens überaus monumentaler Komposition steht in der Mitte, dem Ort, von dem die zentrale Aussage dieses Gemäldes ausgehen wird, die antike Göttin Minerva, Göttin der Weisheit, unter einer Engelsglorie mit dem eingeschriebenen Zeichen für Gott. Zu Franckens Lebzeiten galt Minerva nicht nur als Personifikation der Weisheit, sondern auch als Beschützerin der Künste... Bedeutsam erscheint, dass Minerva in der Mitte der Komposition steht. Es könnte sich um Minervas Präsentation der literarischen Quellen aus Historie und Mythologie, aus Ideen und Ideologie handeln, deren philosophische, humanistische Gedanken szenisch und musikalisch auf die Bühne gebracht werden können, Stoffe der Bühne und natürlich der Malerei. Minerva, Schutzherrin der Künste, mag hier ein Kompendium der literarischen und musikalischen Sujets offenbaren, die die Bildende wie die Darstellende Kunst in Sprech? und Musiktheater vorführen können, zu Nutzen und Erbauung des Publikums. Die Reihung der vielen Einzelszenen erführe mit dieser Darbietung so vieler Einzelmotive ihre Begründung...”.

Frau Dr. Härting schreibt am Ende ihrer Ausführungen: “Keine Komposition in Franckens großem Oeuvre ist derartig meisterhaft angelegt und qualitätvoll gemalt wie diese (in einer Anmerkung: in keinem Detail erkenne ich eine andere Hand als die seine). Farblich ausgewogen, heiter und gefällig, minutiös im Detail, perspektivisch korrekt, in Gestik und Ausdruck unnachahmlich graziös, hier bewährt sich Frans Francken d. J. als Kleinfigurenmaler von höchstem Rang, dazu im monumentalen Format. Unterhaltsam wirkt sein theatralisches Pandämonium, ansprechend, amüsant und harmonisch seine Figurenwelt, an der man sich im wahrsten Sinne ergötzen kann...”.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2010 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.04. - 21.04.2010


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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