Lot Nr. 25 -


Giovanni Battista Paggi


Giovanni Battista Paggi - Alte Meister

(Genua 1554-1627)
Die mystische Vermählung der heiligen Katharina,
Öl auf Leinwand, 153 x 126 cm, gerahmt

Provenienz:
Piero Pagano, Kunsthandel, Genua;
Sammlung Aldo Zerbone, Genua, bis 2017;
Kunstmarkt;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
P. Pagano, Dipinti genovesi del XVII e XVIII secolo, Genua 1973, S. 2/3, Nr. 1;
P. Pagano, M. C. Galassi (Hg.), La pittura del ‘600 a Genova, Mailand 1988, Nr. 449

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Untersuchung im Original bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung (schriftliche Mitteilung).

Dieses außergewöhnliche Werk aus der Reifezeit Giovanni Battista Paggis ist der Wissenschaft seit 1973 bekannt, als es von Piero Pagano ausgestellt und veröffentlicht wurde (siehe P. Pagano, Dipinti genovesi del XVII e XVIII secolo, Genua 1973, Kat. 1, S. 2/3). Pagano hat das Gemälde ein weiteres Mal 1988 als Co-Autor zusammen mit der Kunsthistorikerin Maria Clelia Galassi publiziert (siehe P. Pagano, M. C. Galassi, La Pittura del ‘600 a Genova, Mailand 1988, Nr. 449). In den frühen 1980er-Jahren gelangte das Bild in die Sammlung von Aldo Zerbone, wo es bis 2017/2018 verblieb. Dank zahlreicher Leihgaben an Museen (zum Beispiel für die Grecchetto gewidmete Ausstellung 1990 und für Genova nell’Età Barocca 1992) gewann Zerbones Sammlung in den 1990er-Jahren an Bekanntheit: Zweifellos handelt es sich bei ihr um die wichtigste Zusammentragung von Genueser Barockkunst im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert.

Im Vergleich zu anderen Gemälden Giovanni Battista Paggis zeichnet sich das vorliegende Werk durch seine große kompositorische Komplexität, die leuchtenden Gewänder und eine außergewöhnliche stoffliche Pracht aus. Es handelt sich um eine wegweisende Arbeit unter den Meisterwerken des Künstlers: Mit großem Geschick und Gespür für Ausgewogenheit hat der Genueser Meister die unterschiedlichen Komponenten seiner Kunst zusammengeführt.

Giovanni Battista Paggi wurde in eine vornehme Händlerfamilie hineingeboren und verfolgte die Laufbahn eines Malers gegen den Wunsch seines Vaters, der ihn lieber als Kaufmann gesehen hätte, wie er selbst einer war. Der erste Biograf des Künstlers Raffaele Soprani berichtete 1674, dass der Künstler zunächst in Literatur, Mathematik und Wirtschaftskunde ausgebildet wurde und dann zum eigenen Vergnügen mit dem Studium der Malerei begann. Man sagt, dass sein Zusammentreffen mit Luca Cambiaso und dessen Ermunterung Paggi veranlasst hätten, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen.

Des vorsätzlichen Mordes angeklagt, musste Paggi 1581 aus Genua fliehen. Er fand in Florenz Zuflucht, wo er am Hof der Medici unterkam und bis 1599 blieb. Zahlreiche Altarbilder für Kirchen in Florenz, Lucca, Pistoia, Pisa und kleineren Städte belegen Paggis Schaffen in der Toskana. Seine ersten datierten Gemälde stammen aus den 1590er-Jahren. Während seine für öffentliche Gebäude bestimmten Werke eine gewisse repetitive kompositorische Konvention verraten, stellt Paggi in seinen Tafelbildern für private Auftraggeber die volle Bandbreite und Raffinesse seiner Begabung unter Beweis. Die Komplexität seiner auf mehreren Ebenen aufgebauten Bildkompositionen, die um mittig zusammenlaufende Diagonalen angeordnet sind, ermöglichte ihm, den Gesten seiner Figuren Dynamik zu verleihen und ein Spiel von Blickwechseln zu inszenieren, wobei die Körperhaltungen von großer Natürlichkeit sind.

Der Ausdruck von Anmut und Lieblichkeit in den Gesichtszügen erinnert an das Vorbild Cambiaso (siehe zum Beispiel Esther vor Ashaver in der Sammlung Suida Manning in Austin) ebenso wie an den Einfluss der feinsinnigen Maler, denen der Künstler in Florenz begegnet war. Die Dynamik, die Paggi im vorliegenden Gemälde zwischen der Madonna und ihrem Sohn sowie zwischen dem Christusknaben und der hl. Katharina erzeugt, ist besonders bemerkenswert: ein inszeniertes Wechselspiel liebevoller Hinwendung, sowohl kompositorisch als auch emotional gerahmt durch den Jüngling unten links, der ein Segment von Katharinas Rad als Anspielung auf das Martyrium der Heiligen hält, und die Engel oben rechts, die mit großer Natürlichkeit über der Szene wachen. Sie tauchen aus einer Wolke mit einem ironischen Lächeln auf, das ihre ernste Rolle als Überbringer der Symbole des Martyriums wie des Glanzes der Königin von Alexandrien mildert. Diese kniet vor dem Christusknaben, den Blick demütig gesenkt, gleichsam im Kontrast zu ihrem gehobenen Status, auf den die Pracht ihres Gewandes weist. In der detailgetreuen Wiedergabe der Kleidung offenbart sich das vielseitige Talent des Malers, der seine Aufmerksamkeit auf Stoffe wie Samt, Satin und Seide richtet und diese mit Gemmen, Perlen, Silber und Gold schmückt. Eine solche Darbietung ist für Paggi nicht ungewöhnlich; sie verweist einerseits auf seine vornehme Herkunft und erklärt andererseits den enormen Erfolg, den er damals bei privaten Auftraggebern genoss - und der dafür sorgte, dass seine Sammler später sogar von außerhalb Liguriens und der Toskana kamen.

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 68.275,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Giovanni Battista Paggi


(Genua 1554-1627)
Die mystische Vermählung der heiligen Katharina,
Öl auf Leinwand, 153 x 126 cm, gerahmt

Provenienz:
Piero Pagano, Kunsthandel, Genua;
Sammlung Aldo Zerbone, Genua, bis 2017;
Kunstmarkt;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
P. Pagano, Dipinti genovesi del XVII e XVIII secolo, Genua 1973, S. 2/3, Nr. 1;
P. Pagano, M. C. Galassi (Hg.), La pittura del ‘600 a Genova, Mailand 1988, Nr. 449

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Untersuchung im Original bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung (schriftliche Mitteilung).

Dieses außergewöhnliche Werk aus der Reifezeit Giovanni Battista Paggis ist der Wissenschaft seit 1973 bekannt, als es von Piero Pagano ausgestellt und veröffentlicht wurde (siehe P. Pagano, Dipinti genovesi del XVII e XVIII secolo, Genua 1973, Kat. 1, S. 2/3). Pagano hat das Gemälde ein weiteres Mal 1988 als Co-Autor zusammen mit der Kunsthistorikerin Maria Clelia Galassi publiziert (siehe P. Pagano, M. C. Galassi, La Pittura del ‘600 a Genova, Mailand 1988, Nr. 449). In den frühen 1980er-Jahren gelangte das Bild in die Sammlung von Aldo Zerbone, wo es bis 2017/2018 verblieb. Dank zahlreicher Leihgaben an Museen (zum Beispiel für die Grecchetto gewidmete Ausstellung 1990 und für Genova nell’Età Barocca 1992) gewann Zerbones Sammlung in den 1990er-Jahren an Bekanntheit: Zweifellos handelt es sich bei ihr um die wichtigste Zusammentragung von Genueser Barockkunst im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert.

Im Vergleich zu anderen Gemälden Giovanni Battista Paggis zeichnet sich das vorliegende Werk durch seine große kompositorische Komplexität, die leuchtenden Gewänder und eine außergewöhnliche stoffliche Pracht aus. Es handelt sich um eine wegweisende Arbeit unter den Meisterwerken des Künstlers: Mit großem Geschick und Gespür für Ausgewogenheit hat der Genueser Meister die unterschiedlichen Komponenten seiner Kunst zusammengeführt.

Giovanni Battista Paggi wurde in eine vornehme Händlerfamilie hineingeboren und verfolgte die Laufbahn eines Malers gegen den Wunsch seines Vaters, der ihn lieber als Kaufmann gesehen hätte, wie er selbst einer war. Der erste Biograf des Künstlers Raffaele Soprani berichtete 1674, dass der Künstler zunächst in Literatur, Mathematik und Wirtschaftskunde ausgebildet wurde und dann zum eigenen Vergnügen mit dem Studium der Malerei begann. Man sagt, dass sein Zusammentreffen mit Luca Cambiaso und dessen Ermunterung Paggi veranlasst hätten, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen.

Des vorsätzlichen Mordes angeklagt, musste Paggi 1581 aus Genua fliehen. Er fand in Florenz Zuflucht, wo er am Hof der Medici unterkam und bis 1599 blieb. Zahlreiche Altarbilder für Kirchen in Florenz, Lucca, Pistoia, Pisa und kleineren Städte belegen Paggis Schaffen in der Toskana. Seine ersten datierten Gemälde stammen aus den 1590er-Jahren. Während seine für öffentliche Gebäude bestimmten Werke eine gewisse repetitive kompositorische Konvention verraten, stellt Paggi in seinen Tafelbildern für private Auftraggeber die volle Bandbreite und Raffinesse seiner Begabung unter Beweis. Die Komplexität seiner auf mehreren Ebenen aufgebauten Bildkompositionen, die um mittig zusammenlaufende Diagonalen angeordnet sind, ermöglichte ihm, den Gesten seiner Figuren Dynamik zu verleihen und ein Spiel von Blickwechseln zu inszenieren, wobei die Körperhaltungen von großer Natürlichkeit sind.

Der Ausdruck von Anmut und Lieblichkeit in den Gesichtszügen erinnert an das Vorbild Cambiaso (siehe zum Beispiel Esther vor Ashaver in der Sammlung Suida Manning in Austin) ebenso wie an den Einfluss der feinsinnigen Maler, denen der Künstler in Florenz begegnet war. Die Dynamik, die Paggi im vorliegenden Gemälde zwischen der Madonna und ihrem Sohn sowie zwischen dem Christusknaben und der hl. Katharina erzeugt, ist besonders bemerkenswert: ein inszeniertes Wechselspiel liebevoller Hinwendung, sowohl kompositorisch als auch emotional gerahmt durch den Jüngling unten links, der ein Segment von Katharinas Rad als Anspielung auf das Martyrium der Heiligen hält, und die Engel oben rechts, die mit großer Natürlichkeit über der Szene wachen. Sie tauchen aus einer Wolke mit einem ironischen Lächeln auf, das ihre ernste Rolle als Überbringer der Symbole des Martyriums wie des Glanzes der Königin von Alexandrien mildert. Diese kniet vor dem Christusknaben, den Blick demütig gesenkt, gleichsam im Kontrast zu ihrem gehobenen Status, auf den die Pracht ihres Gewandes weist. In der detailgetreuen Wiedergabe der Kleidung offenbart sich das vielseitige Talent des Malers, der seine Aufmerksamkeit auf Stoffe wie Samt, Satin und Seide richtet und diese mit Gemmen, Perlen, Silber und Gold schmückt. Eine solche Darbietung ist für Paggi nicht ungewöhnlich; sie verweist einerseits auf seine vornehme Herkunft und erklärt andererseits den enormen Erfolg, den er damals bei privaten Auftraggebern genoss - und der dafür sorgte, dass seine Sammler später sogar von außerhalb Liguriens und der Toskana kamen.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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