Lot Nr. 228


Emilio Vedova *


(Venice 1919–2006)
Oltre, 1986, rückseitig signiert, datiert und betitelt, Acryl auf Leinwand, 195 x 147 cm, gerahmt

Das vorliegende Werk ist bei der Fondazione Emilio e Annabianca Vedova, Venedig, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.

Provenienz:
Sammlung Fabrizio Gazzarri, Venedig
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Rom, Emilio Vedova: Segno, Gesto e Materia, Studio d'Arte Campaiola, Oktober 2011, Ausst.-Kat. Nr. 31 mit Abb.

Mich interessiert die Verlängerung meines Seins, das Versinken im Spiegel der Farbe.
Ich möchte mich brechen, mich im Spiegelbild zerreißen.
Immer vorwärts leben, jenseits der reinen Oberfläche. Das Material stellt diese Einführung in einen „anderen“ Raum dar; es ist der Eingang zur Landschaft des „Nicht-Wo“.


Emilio Vedova

Die Technik, die Emilio Vedova in Oltre (Jenseits) anwendet, ist charakteristisch für die ausdrucksstarke Malweise des Künstlers: Die gesamte Oberfläche der Leinwand ist mit schwarzen und weißen Pinselstrichen und Tropfen bedeckt, die sich untereinander und dann wiederum mit der Grundierung der Leinwand und den wenigen roten Farbtupfern vermischen. Zu diesem Zeitpunkt könnte man das Gemälde bereits als ein vollendetes Werk Vedovas betrachten, aber er fügt noch ein weiteres materielles Element hinzu: eine gelbe Kritzelei die er später auftragen wird – eine Geste, die vage an Action Painting und dessen bekanntesten Vertreter, Jackson Pollock, erinnert. Wir wissen jedoch, dass bei Vedova nichts dem Zufall überlassen wurde und dass er es unter anderem vorzog, im Stehen vor der senkrecht aufgestellten Leinwand zu malen, anstatt sie wie Pollock auf den Boden zu legen.

Das Gelb wird verschmiert und dann mit einem Werkzeug eingekratzt, das Furchen hinterlässt, wie eine Harke, die über Sand geführt wird. So wirkt die reine Farbe an einigen Stellen des Werks wie ein Lichtpunkt, an anderen verschmilzt sie mit Weiß und Schwarz zu einem zarten Grünton, der sich mit der übrigen Oberfläche vermischt, was zu einem ebenso prägnanten wie harmonischen Ergebnis führt.

Das Werk wurde von Vedova 1986 geschaffen und gehört zu einem (in den 1980er Jahren entstandenen) Zyklus von Gemälden mit dem Titel Oltre (Jenseits), von dem das vorliegende Werk seinen Namen hat.
Vedova vertieft und entwickelt seine Forschungen über den Kreis und seine Freiheit im Raum (die er in den frühen 1980er Jahren mit dem Dischi-Zyklus begonnen hatte) auf den Gemälden des Oltre-Zyklus’ – wie auch auf den Gemälden Tondi und Non dove. In einem Interview mit Luigi Meneghelli für die Zeitschrift Segno aus dem Jahr 1986 werden einige Überlegungen zum Kreis deutlich, die sehr nützlich sind, um die Zusammenhänge, die die verschiedenen Werkserien verbinden, besser zu verstehen: „Man tritt nicht ungestraft in den Kreis, man tritt nur hinein, um ihn zu verlassen, um die Grenze zu überschreiten. Man betrachte nur die gefangenen ‚Runden’ des Oltre-Zyklus, diese Kreise, in denen die Farbe ausweicht, nach außen in einen leeren, grauen Raum rutscht. Sie sind wie Kometen, die in ihrem gewaltigen Gravitationsstrom einen geheimnisvollen und beunruhigenden Halo zurücklassen“.

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it

23.05.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 260.000,-

Emilio Vedova *


(Venice 1919–2006)
Oltre, 1986, rückseitig signiert, datiert und betitelt, Acryl auf Leinwand, 195 x 147 cm, gerahmt

Das vorliegende Werk ist bei der Fondazione Emilio e Annabianca Vedova, Venedig, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.

Provenienz:
Sammlung Fabrizio Gazzarri, Venedig
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Rom, Emilio Vedova: Segno, Gesto e Materia, Studio d'Arte Campaiola, Oktober 2011, Ausst.-Kat. Nr. 31 mit Abb.

Mich interessiert die Verlängerung meines Seins, das Versinken im Spiegel der Farbe.
Ich möchte mich brechen, mich im Spiegelbild zerreißen.
Immer vorwärts leben, jenseits der reinen Oberfläche. Das Material stellt diese Einführung in einen „anderen“ Raum dar; es ist der Eingang zur Landschaft des „Nicht-Wo“.


Emilio Vedova

Die Technik, die Emilio Vedova in Oltre (Jenseits) anwendet, ist charakteristisch für die ausdrucksstarke Malweise des Künstlers: Die gesamte Oberfläche der Leinwand ist mit schwarzen und weißen Pinselstrichen und Tropfen bedeckt, die sich untereinander und dann wiederum mit der Grundierung der Leinwand und den wenigen roten Farbtupfern vermischen. Zu diesem Zeitpunkt könnte man das Gemälde bereits als ein vollendetes Werk Vedovas betrachten, aber er fügt noch ein weiteres materielles Element hinzu: eine gelbe Kritzelei die er später auftragen wird – eine Geste, die vage an Action Painting und dessen bekanntesten Vertreter, Jackson Pollock, erinnert. Wir wissen jedoch, dass bei Vedova nichts dem Zufall überlassen wurde und dass er es unter anderem vorzog, im Stehen vor der senkrecht aufgestellten Leinwand zu malen, anstatt sie wie Pollock auf den Boden zu legen.

Das Gelb wird verschmiert und dann mit einem Werkzeug eingekratzt, das Furchen hinterlässt, wie eine Harke, die über Sand geführt wird. So wirkt die reine Farbe an einigen Stellen des Werks wie ein Lichtpunkt, an anderen verschmilzt sie mit Weiß und Schwarz zu einem zarten Grünton, der sich mit der übrigen Oberfläche vermischt, was zu einem ebenso prägnanten wie harmonischen Ergebnis führt.

Das Werk wurde von Vedova 1986 geschaffen und gehört zu einem (in den 1980er Jahren entstandenen) Zyklus von Gemälden mit dem Titel Oltre (Jenseits), von dem das vorliegende Werk seinen Namen hat.
Vedova vertieft und entwickelt seine Forschungen über den Kreis und seine Freiheit im Raum (die er in den frühen 1980er Jahren mit dem Dischi-Zyklus begonnen hatte) auf den Gemälden des Oltre-Zyklus’ – wie auch auf den Gemälden Tondi und Non dove. In einem Interview mit Luigi Meneghelli für die Zeitschrift Segno aus dem Jahr 1986 werden einige Überlegungen zum Kreis deutlich, die sehr nützlich sind, um die Zusammenhänge, die die verschiedenen Werkserien verbinden, besser zu verstehen: „Man tritt nicht ungestraft in den Kreis, man tritt nur hinein, um ihn zu verlassen, um die Grenze zu überschreiten. Man betrachte nur die gefangenen ‚Runden’ des Oltre-Zyklus, diese Kreise, in denen die Farbe ausweicht, nach außen in einen leeren, grauen Raum rutscht. Sie sind wie Kometen, die in ihrem gewaltigen Gravitationsstrom einen geheimnisvollen und beunruhigenden Halo zurücklassen“.

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 23.05.2024