Lot Nr. 208


Christo*(Javacheff Christo)


(Gabrovo, Bulgarien 1935–2020 New York)
Orange Store Front (Project), 1965, signiert, datiert, betitelt und bezeichnet Christo 65 Orange Store Front 9F5" x 8F.5x 24", Collage, Stoff, Kohle, Öl, verzinktes Metall, mit Heftklammern auf Karton, 76,6 x 57,4 cm, in Plexiglasbox

Dieses Werk ist im Christo und Jeanne-Claude Archiv, New York registriert.

Wir danken dem Christo & Jeanne Claude Archiv, New York, für die freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes.

Provenienz:
Locksley Shea Gallery, Minneapolis
Sammlung Miles & Shirley Fiterman, New York
Burkhard Eikelmann Galerie, Düsseldorf
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

1963, als Christo und Jeanne Claude noch in Paris lebten, kauften sie auf dem Flohmarkt kleine Koffer, die mit verschiedenen Stoffen, Papier und manchmal auch durch Beleuchtung neu arrangiert wurden, wobei sie das Innere mit weichen Stoffen wie Satin oder Seide ausgekleideten. Diese kleinen Vitrinen bilden die Grundlage für den späteren künstlerischen Ausbau einzelner Fassaden der schließlich in die umfassende dreidimensionale Gestaltung ganzer Räume überging. Die Store Fronts ist eine der bekanntesten und vor allem eine bahnbrechende Serie, die einen wichtigen Beitrag zu einer Epoche leistete, in der viele Künstler und Künstlerinnen das Konzept des Raums und die Konstruktion des Kunstwerks als Elemente der Zeit, des Ortes und des Subjekts in Frage stellten.

Während die Besucher einige der konstruierten Räume teilweise betreten konnten, wurden sie von anderen ausdrücklich ferngehalten. Die spielerische Spannung zwischen Innen und Außen, zwischen Erwartung und Ernüchterung wurde durch jenen Kniff auf die Spitze getrieben, indem die Store Fronts selbst stets in geschlossenen Räumen ausgestellt waren und den Betrachter an einen unheimlichen Schwebezustand fesselten: die Fensterläden geschlossen, das Innere unzugänglich und obwohl man draußen bleiben musste, befand man sich dennoch drinnen, (ähnlich der Fassadenbauten von Filmsets.)

Diese Ablehnung von Funktionalität ist ein wiederkehrendes Thema in den Arbeiten der beiden Künstler. Ein eingewickeltes Telefon ist offensichtlich ungeeignet, um zu telefonieren. Ein verdecktes Fenster versperrt den Blick auf Verkaufsartikel oder aber die Außenwelt. Eine verschlossene Tür hindert am Betreten oder Verlassen. Indem Christo und Jeanne-Claude sie verpackten oder versiegelten, trennen sie uns von vertrauten, alltäglichen Gegenständen, Situationen und Routinen, die uns verwehrt sind. Daher ist es logisch, dass Christo und Jeanne-Claude nicht nur erforschten, wie Räume geschaffen werden, sondern auch, wie bestehende (Innen-)Räume manipuliert werden können.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

23.05.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 180.000,-

Christo*(Javacheff Christo)


(Gabrovo, Bulgarien 1935–2020 New York)
Orange Store Front (Project), 1965, signiert, datiert, betitelt und bezeichnet Christo 65 Orange Store Front 9F5" x 8F.5x 24", Collage, Stoff, Kohle, Öl, verzinktes Metall, mit Heftklammern auf Karton, 76,6 x 57,4 cm, in Plexiglasbox

Dieses Werk ist im Christo und Jeanne-Claude Archiv, New York registriert.

Wir danken dem Christo & Jeanne Claude Archiv, New York, für die freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes.

Provenienz:
Locksley Shea Gallery, Minneapolis
Sammlung Miles & Shirley Fiterman, New York
Burkhard Eikelmann Galerie, Düsseldorf
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

1963, als Christo und Jeanne Claude noch in Paris lebten, kauften sie auf dem Flohmarkt kleine Koffer, die mit verschiedenen Stoffen, Papier und manchmal auch durch Beleuchtung neu arrangiert wurden, wobei sie das Innere mit weichen Stoffen wie Satin oder Seide ausgekleideten. Diese kleinen Vitrinen bilden die Grundlage für den späteren künstlerischen Ausbau einzelner Fassaden der schließlich in die umfassende dreidimensionale Gestaltung ganzer Räume überging. Die Store Fronts ist eine der bekanntesten und vor allem eine bahnbrechende Serie, die einen wichtigen Beitrag zu einer Epoche leistete, in der viele Künstler und Künstlerinnen das Konzept des Raums und die Konstruktion des Kunstwerks als Elemente der Zeit, des Ortes und des Subjekts in Frage stellten.

Während die Besucher einige der konstruierten Räume teilweise betreten konnten, wurden sie von anderen ausdrücklich ferngehalten. Die spielerische Spannung zwischen Innen und Außen, zwischen Erwartung und Ernüchterung wurde durch jenen Kniff auf die Spitze getrieben, indem die Store Fronts selbst stets in geschlossenen Räumen ausgestellt waren und den Betrachter an einen unheimlichen Schwebezustand fesselten: die Fensterläden geschlossen, das Innere unzugänglich und obwohl man draußen bleiben musste, befand man sich dennoch drinnen, (ähnlich der Fassadenbauten von Filmsets.)

Diese Ablehnung von Funktionalität ist ein wiederkehrendes Thema in den Arbeiten der beiden Künstler. Ein eingewickeltes Telefon ist offensichtlich ungeeignet, um zu telefonieren. Ein verdecktes Fenster versperrt den Blick auf Verkaufsartikel oder aber die Außenwelt. Eine verschlossene Tür hindert am Betreten oder Verlassen. Indem Christo und Jeanne-Claude sie verpackten oder versiegelten, trennen sie uns von vertrauten, alltäglichen Gegenständen, Situationen und Routinen, die uns verwehrt sind. Daher ist es logisch, dass Christo und Jeanne-Claude nicht nur erforschten, wie Räume geschaffen werden, sondern auch, wie bestehende (Innen-)Räume manipuliert werden können.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 23.05.2024