Otto Muehl - Werke kaufen und verkaufen

Grodnau, Österreich 1925-2013 Moncarapacho, Portugal

 

So umstritten die Person Otto Muehl ist, so gesichert ist seine kunsthistorische Position als wesentlicher Protagonist des Wiener Aktionismus. Neben Künstlern wie Rudolf Schwarzkogler, Hermann Nitsch, Günther Brus, Adolf Frohner und anderen, lotete der ehemalige Wehrmachtssoldat, studierte Germanist und Historiker im konservativen Österreich der Nachkriegsjahre radikal die Grenzen von Malerei und traditioneller Kunst aus. Auch mittels Schock und Tabubruch. Die Erweiterung des Tafelbildes bestand aus dessen Überwindung und Zerstörung, vielmehr arbeitete Muehl obsessiv mit dem (weiblichen) Körper als Material. Im Zuge der mehrtägigen Aktion und des Manifestes „Die Blutorgel“ ließ er sich 1962 gemeinsam mit den Künstlern Hermann Nitsch und Adolf Frohner in seinem Kelleratelier einmauern. Es folgten extreme Körperkunstaktionen. Muehl war 1968 gemeinsam mit Günter Brus, Oswald Wiener und Peter Weibel vor rund 300 Zuschauern Akteur in der wohl bekanntesten Performance der österreichischen Nachkriegskunst, der berüchtigten  Aktion „Kunst und Revolution“ in einem Hörsaal der Universität Wien.

 

Auch um sich von Happenings zu unterscheiden gründete Muehl 1970 in Wien die von Wilhelm Reich inspirierte Kommune „Aktion analytische Organisation (AAO)“, und in Folge 1974 die Kommune Friedrichshof im Burgenland, die bis 1988 bestand.  Ursprünglich als radikale Antwort auf „Wichtelstaat“ und „Wichtelordnung“ gedacht, u. a. mittels Auflösung der traditionellen Familie und mittels freier Sexualität und Gemeinschaftseigentum, entwickelte Muehl autoritäre Strukturen mit diktatorischen Tendenzen. Nach Anzeigen ehemaliger Kommunarden wurde Muehl vom Gericht 1991 zu sieben Jahren Haftstrafe wegen Drogenverabreichung und Kindesmissbrauchs verurteilt. 2010 entschuldigte er sich in einem offenen Brief im Rahmen einer Ausstellung im Leopold Museum erstmalig bei seinen Opfern: „Ich wollte sie befreien und habe sie stattdessen mit sexueller Überschreitung überrumpelt und gekränkt“. Aus diesem Grund versteigert das Dorotheum ohne Abklärung des Entstehungskontextes keine Aktdarstellungen von Otto Muehl aus der Kommunenzeit, ebenso wenig wie Aschebilder, die aus der Asche von Tagebüchern entstanden sind, die Muehl ohne Einverständnis der Verfasser verbrennen hat lassen.

 

Muehls dichtes bildnerisches Werk ab Mitte der 1970er-Jahre muss im Kontext der Kommunenideen gesehen werden, es umfasst unterschiedlichste Stile wie Pop Art, den ägyptischen Stil, an Picasso angelehnte Arbeiten, Gegenständlichkeit wie Abstraktion. Der bis zuletzt künstlerisch aktive Otto Muehl, dessen Werke in vielen wesentlichen Museen und Sammlungen präsent sind, starb 2013 in Portugal.

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